Blog: Amokläufer und betrunkene Geisterfahrer
Sonntag 6. Januar 2013 von htm
Amokläufer tötet 20 Menschen in Newtown, USA, Mann erschiesst in seinem Dorf Daillon, Schweiz, 3 Mitbewohner, neue Schiesserei mit Toten in Aurora, Colorado, USA, wo schon im letzten Sommer einer in einem Kino 12 meist junge Menschen erschossen hat.
Am Neujahrsabend wendet ein volltrunkener Geisterfahrer seinen Sattelschlepper auf der dreispurigen Autobahn bei Bremen, D: 2 Tote. Schon im November hatte ein betrunkener Geisterfahrer einen Unfall mit 6 Toten verursacht.
Gestern die Meldung, dass fünf Häftlinge im Staatsgefängnis Idaho, USA, von einer Anzahl Brauereien eine Milliarde Dollar verlangen, weil sie ohne Alkohol nicht straffällig geworden wären.
Was haben die Meldungen gemeinsam? Sowohl die Waffenlobbies, die Alkohollobbies, wie auch die vielen entrüsteten Online-Kommentare zur letzten Meldung weisen jede Mitschuld oder Verantwortung von sich und verweisen auf die Selbstverantwortung jedes Einzelnen im Gebrauch von Waffen oder Alkohol.
Tatsache ist, dass mit weniger Waffen oder mit geringerem Alkoholkonsum die Zahl der Verbrechen oder Unfälle zurückgeht. Tatsache ist ebenfalls, dass auch nach 2000 Jahren der Aufforderungen, die Selbstverantwortung noch immer nicht genügend funktioniert.
In den Parlamenten der USA und der Schweiz wird nächstens über verschärfte Waffengesetze debattiert. Über verschärfte Alkoholgesetze wird kaum diskutiert. Die Alkoholindustrie, die Werbebranche und die angeblich unabhängige Presse werden Mittel und Wege finden, die erreichten Positionen bei der Gestaltung unseres Lifestyles wirksam zu verteidigen.
Der Unterschied zwischen den beiden Problemfeldern liegt in der Quantität. Während ab und zu tödlich verlaufende Amoklauf-Fälle geschehen werden und grosses Aufsehen erregen, machen die alkoholbedingten Unfälle und Verbrechen bis zu 40% der Fälle aus.(Je nach Altersstufe noch mehr) Und die WHO berichtet, dass um die 60 verschiedene Krankheiten durch Alkohol verursacht oder mitverursacht werden. Dazu müssen, allein in der Schweiz, über hunderttausend Kinder eine schwere Jugend in einer alkoholbelasten Familie durchstehen, mit schlechten Zukunftsaussichten.
Wie weiter? Trotz eventuell strengerer Waffengesetze wird es weiter Amokläufer geben. Könnte man den Alkoholkonsum verringern, würde die Zahl der Unfälle und Verbrechen zurückgehen und damit unermessliches Leid und riesige Kosten, die wir alle mittragen. Leider haben es die erwähnten interessierten Kreise fertiggebracht, dass in der Bevölkerung eine Stimmung erzeugt worden ist, die glaubt, „man kann ja doch nichts machen“. Bevor diese Bevölkerung nicht korrekt informiert ist, wird sich nichts ändern, höchstens zum noch Schlechteren. Denn die Aktionäre verlangen steigende Kurse und Dividenden und das Gefühl für eine Mitverantwortung in der Gesellschaft ist im Zeitalter der Selbstverwirklichung weitherum abhandengekommen – besonders, wenn einem der eigene, wenn auch mässige, Alkoholkonsum die klare Sicht verstellt.
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