Leserbrief zu Artikelserie im Tages-Anzeiger über Alkohol
Freitag 6. Januar 2023 von htm
03.01.2023
Tages-Anzeiger
Online
Droge Alkohol
Noch nie hat unsere „liebste Droge Alkohol“ in einem Monat derart viel Druckerschwärze erhalten. Eine erstaunliche Leistung. Vielen Dank! Wie oft hätte ich auf einen solchen Effort im Laufe der Jahre gehofft, als es darum ging, der Bevölkerung reinen Wein einzuschenken. Als Gegengewicht zu der überwältigenden Macht der verlogenen Alkoholpropaganda, und als Einlösung der ständigen hochtrabenden Versprechen, einen ehrlichen, hochkarätigen Journalismus zu betreiben.
Leider kommt diese Serie reichlich spät: Die Alkoholindustrie hat praktisch freie Bahn. Der Vorsorgegedanke ist im Volk und in der Politik weitgehend abhandengekommen. Wertvolle Gesetze wurden gestrichen oder schubladisiert. Eine positive Ausnahme gab es im vergangenen Jahr: Das Veto der Migros-GenossenschafterInnen.
Kritikpunkte: Der Artikel zur Geschichte hört ca 1920 mit der amerikanischen Prohibition auf. Ohne zu erwähnen, wie viele Spitäler in der Folge schliessen mussten. Und ohne die grosse internationale Bewegung zu schildern, die gegen Ende des 19. Jh. den Kampf gegen die grosse Alkoholnot aufnahm, die als Folge der Industrialisierung mit dem Kartoffelschnaps über Europa hereinbrach. Prof. Auguste Forel an der Uni Zürich war einer der Anführer. Heute führt die WHO. Pkt. 2: „Mindful drinking“ tönt als niederschwelliges Angebot verlockend, der Erfolg ist ernüchternd. Dazu kommt, dass etwa die Hälfte nach einer stationären Kur rückfällig wird, weil zu wenig auf die Nachsorge geachtet wird. Angebote gibt es.
Kommentar:
Die Serie umfasste folgende Artikel auf der Seite „Kultur und Gesellschaft“:
Samstag, 10.12.22 „Wie mir der Alkohol verleidet ist“
Donnerstag, 15.12.22 „“So wirkt Alkohol im Körper“; auf Seite „Wissen“
Freitag, 16.12.22 „Unsere liebste Droge“
Donnerstag, 22.12.22 „Ich bin Alkoholiker, ohne dass es jemand merkt“
Freitag, 30.12.22 „Trinken ist das neue Rauchen“
(nicht veröffentlicht) Er umfasst genau die erlaubten 1200 Zeichen, obwohl noch viel zu schreiben gewesen wäre. Zum Beispiel fehlt der Bezug zur Gegenwart in der Alkoholpolitik seit Prof. Forel und Prof. Bunge Ende des 19. Jh. Diese Webseite würde einiges Material dazu liefern.
Kategorie: Alkoholindustrie, Allgemein, Internationales, Konsumhaltung, Leserbriefe, Medien, Parlamente/Reg., Politik, Rehabilitation, Reklame, Schweiz, Verhältnis-Präv., Veröffentlichungen, Weltgesundheits-Org., Werbung, WHO globale Alkohol-Strategie, Wirtschaft | Keine Kommentare »