Bisher erfuhr man aus Polizeiberichten und Zeitungsartikeln ab und zu, dass bei Delikten, verübt durch Jugendliche, Alkohol im Spiel war. Forderungen nach wirksamen Gegenmassnahmen liefen ins Leere. Nun kommt diese Langzeitstudie mit Zürcher Kindern und Jugendlichen, die zeigt, warum diese kriminell werden.
Die grosse Überschrift auf der Titelseite weckt die Erwartung, dass im Innern der Zeitung die Details zu erfahren sein würden. Weit gefehlt. Die ganze Seite 3 wird nur über die Folgen des Rauchens in diesem Zusammenhang berichtet, was an sich auch lesenswert, aber eigentlich schon lange bekannt ist. Es fehlt noch der Hinweis auf die retardierte Entwicklung des nikotingeschädigten Kindes als eine der Folgen der Hirnschädigung.
Auf die Folgen des Alkoholkonsums wird mit keinem Wort eingegangen. Das lässt erahnen, dass die Medien auch in Zukunft dieses Thema tabuisieren werden. Als ausgleichende Schlusspointe ist wohl der letzte Artikel dieser Tagi-Nummer anzusehen: „29 Milliarden Liter weniger Bier“. Als Ergebnis der Klimaerwärmung würde in Zukunft in einigen Ländern weniger Bier produziert, also auch weniger getrunken, was als weitere schlimme Folge des Klimawandels gewertet wird. Immerhin kann die Alkohollobby nun beruhigt sein, an Konsumenten-Nachwuchs wird es auch in Zukunft nicht fehlen.
Freundliche Grüsse
Hermann T. Meyer
Effretikon
PS
Irgendwie einleuchtend, dass auf der Internetseite die Kommentarfunktion nach vier die Studie kritisierende Meinungen blockiert wurde.
Sie wurde am Sonntag wieder ermöglicht. Vielleicht nach meinem Leserbrief.
Ein Glas Wein kann beim Fötus einen Rausch auslösen
Neue Studie zeigt: 40 Prozent der werdenden Mütter
trinken Alkohol – 20 Prozent sogar jede Woche.
Quelle: Sonntagszeitung, 7.1.18
Online-Kommentar (veröffentlicht):
Hermann T. Meyer
Wir haben in der Schweiz ständig mehr als 100’000 Kinder und Jugendliche, die in Familien mit Alkoholproblemen aufwachsen müssen. Sie gehen oft durch die Hölle, werden falsch eingeschätzt und haben schlechtere Lebenschancen. Dazu kommen nun die erwähnten Kinder, die an der FASD leiden, weil ihre Mutter während der Schwangerschaft nicht auf Alkohol verzichten wollte oder konnte.
Ich habe während 10 Jahren Studien zum Alkoholproblem gesammelt und auf meiner Webseite alkoholpolitik.ch verlinkt. Darunter waren einige, die FASD zum Thema hatten. Auch die WHO befasste sich stark damit.
Eine werdende Mutter hat es in der Hand, ihrem Kind zu einem optimalen Start ins Leben zu verhelfen, indem sie alkohol- und tabakfrei durch die Schwangerschaft geht. Ihr Partner trägt auch eine Verantwortung.
Störungen des Nervensystems als häufigste Folge
Die Schäden, die ungeborenen Kindern durch hohen Alkoholkonsum ihrer Mütter in der Schwangerschaft erleiden, sind vielfältiger als bislang angenommen. Besonders das zentrale Nervensystem wird in Mitleidenschaft gezogen.
Alkohol in der Schwangerschaft schadet Kindern anders als erwartet: Die Mehrheit der Kinder stark trinkender Schwangerer weisen nicht die typischen äußerlichen Symptome des Fetalen Alkoholsyndroms (FAS) auf. Dafür ist die Anzahl von Störungen des zentralen Nervensystems aber alarmierend hoch. Das berichten US-Forscher im Fachjournal „Alcoholism: Clinical & Experimental Research“.
Die Wissenschaftler um Devon Kuehn und Edward Riley von den National Institutes of Health in Bethesda, US-Staat Maryland, hatten aus 10 000 Schwangeren in Chile bei der Erstuntersuchung 101 Frauen ausgewählt: Diese gaben an, täglich mindestens vier Drinks (oder 48 Gramm Alkohol) zu sich zu nehmen. Diese Menge entspricht etwa acht Gläsern Schnaps. In einer Kontrollgruppe wurden die Daten von 101 abstinenten Schwangeren erfasst. …
(Quelle: aerztezeitung.de, 24.7.12)
Neues FAS-Projekt soll Prävention optimieren.
In diesem Gemeinschaftsprojekt von DISuP, SkF und SKM wird eine bessere Vernetzung der Anlaufstellen für schwangere Frauen und für Menschen mit problematischem Substanzkonsum erprobt. Von zentraler Bedeutung sind hierbei die Suchthilfe und die Schwangerschaftsberatungsstellen. Das primäre Ziel des Projekts ist es bei schwangeren Frauen problematischen Alkohol- und Tabakkonsum rechtzeitig zu erkennen, damit ihnen adäquate Hilfe ermöglicht wird ohne sie zu stigmatisieren oder zu verurteilen. Sowohl die Suchthilfe als auch die Schwangerschaftsberatungsstellen bieten den Betroffenen die Möglichkeit Einzel- oder auch Gruppenangebote in Anspruch zu nehmen. Es wird dabei berücksichtigt, welche Hilfen notwendig und gewünscht sind. Darüber hinaus werden im Projekt neue Wege der Angehörigenberatung (ins. für Partner) sowie der Unterstützung der Erziehungskompetenzen für Mütter mit Kindern mit evtl. Schädigungen durch den Alkoholkonsum in der Schwangerschaft entwickelt und angeboten. Bereits in früheren Forschungsprojekten untersuchte und erprobte das DISuP ähnliche Konzepte. … (Quelle: Google Alkohol News, 23.6.11) uni-protokolle.de, 22.6.11
Zur weiteren Verhinderung pränataler Schädigungen hat das Bundesministerium für Gesundheit eine Förderung unter dem Titel „Neue Präventionsansätze zur Vermeidung und Reduzierung von Suchtmittelkonsum in Schwangerschaft und Stillzeit“ ausgeschrieben. Nähere Informationen finden Sie hier.
Gegenstand der Förderung sind Modellprojekte, die neue und zielgruppenspezifische Ansätze zur Prävention, vor allem von Tabak- und/oder Alkoholkonsum, im Einzelfall auch von Drogenkonsum in der Schwangerschaft und Stillzeit, entwerfen und umsetzen. (Quelle: DHS Newsletter 9-10)
Viele Frauen können das Trinken während der Schwangerschaft nicht lassen.
Ab und zu ein Gläschen Alkohol während der Schwangerschaft soll dem Ungeborenen doch nicht schaden, zeigt eine Studie des University College London. Allerdings attestieren ihr Experten methodische Mängel. (Quelle: Google Alkohol News, 7.10.10) focus.de, 6.10.10 unser Online-Kommentar: Das bekannte Muster.
Es ist schon eigenartig, wie immer wieder Geld „gefunden“ wird, um Studien zu finanzieren, die beweisen sollen, dass mässiger Alkoholkonsum unbedenklich sei. Im Zusammenhang mit der Schwangerschaft ist es besonders verwerflich, weil die Kinder nichts gegen ihre Gefährdung tun können. Wesentlich für die Auftraggeber ist doch, dass die Überschriften in den Zeitungen von unbedenklichem Konsum oder sogar gesundheitlichem Nutzen berichten. Die kritischen Einwände im Text werden ja kaum gelesen oder wahrgenommen. Hauptsache, der Konsument fühlt sich in seinem Trinkverhalten bestätigt, egal wie viel er konsumiert. (siehe auch den ausführlichen englischen Artikel)
Zum „Tag des alkoholgeschädigten Kindes“: Jedes Jahr werden in Deutschland tausende Babys mit alkoholbedingten Schäden geboren. Die Deutsche Kinderhilfe forderte deshalb am Mittwoch mehr Prävention und eine Ächtung des Alkoholkonsums in der Schwangerschaft. Studien zufolge trinken zwölf bis 15 Prozent der werdenden Mütter mindestens einmal pro Monat Alkohol. Nach Schätzungen von Experten der Berliner Charité kommen wegen des Alkoholkonsums ihrer Mütter jährlich zwischen 4000 und 10.000 Kinder mit teils schweren körperlichen und geistigen Schäden auf die Welt. (Quelle: Google Alkohol News, 9.9.10) stern.de, 8.9.10
Faktenblatt zu Alkoholkonsum bei Kindern und Jugendlichen: Dieses Faktenblatt (pdf, 3S., 36Kb) des Bundesamtes für Gesundheit (BAG) ist online erhältlich. Es bietet Infos zu folgenden Themen: Konsumverhalten, Problematischer Alkoholkonsum/Abhängigkeit, Negative Auswirkungen des Alkoholkonsums, Internationaler Vergleich, Gesetzliche Regelungen, Wirksame Massnahmen Jugendschutz. Faktenblatt zu Alkohol und Schwangerschaft: Dieses Faktenblatt (pdf, 3S., 67Kb) des Bundesamtes für Gesundheit (BAG) ist online erhältlich. Es bietet Infos zu folgenden Punkten: Pränatale Alkoholexposition, Frauen und Alkoholkonsum, Fetales Alkoholsyndrom (FAS), Fetale Alkoholeffekte (FAE), Fetal Alcohol Spectrum Disorder (FASD), Alkoholkonsum während der Stillzeit. (Quelle: Infoset Newsletter märz 2010)
Schon eine kleine Menge Alkohol kann während der Schwangerschaft schädlich für das ungeborene Kind sein. Gesundeslandesrätin Karin Scheele (SPÖ) fordert daher Warnhinweise auf alkoholischen Getränken. Das „Fetale Alkoholsyndrom“ gehört zu den häufigsten Krankheiten, die zu Behinderungen bei Neugeborenen führen. Diese entstehen durch Alkoholkonsum während der Schwangerschaft. Von den 14.000 Kindern, die im Vorjahr in Niederösterreich geboren worden sind, haben etwa 30 dieses Syndrom, und 140 leichte Ausformungen davon, das sind gut 1%. (Quelle: Google Alkohol Alert, 2.3.10) noe.orf.at, 2.3.10
Frauen, die nicht bereit sind, ihren Alkoholkonsum zu reduzieren, sollten nicht für eine In-vitro-Fertilisation (IVF) oder andere Formen der künstlichen Befruchtung zugelassen werde. Dies fordert eine Arbeitsgruppe der European Society of Human Reproduction and Embryology (ESHRE) in Human Reproduction Journal (2010; doi: 10.1093/humrep/dep458). (Quelle: Google Alkohol Alert, 20.1.10) aerzteblatt.de, 20.1.10