Gewalttätige Zürcher Schüler in München
Dienstag 7. Juli 2009 von htm
Leserbrief zu „Einer der Schläger war bereits in der Therapie“ vom 3.7.09 im Tages-Anzeiger online vom 4.7.09)
Die Medien sind voll von Berichten und Kommentaren zu den traurigen Vorkommnissen in München. Nicht selten werden die Täter wieder einmal zu Opfern gemacht. In gewisser Hinsicht sind sie es auch: Opfer einer Gesellschaft, in der es normal ist, sich zu betrinken, die Alkoholwerbung fast ungehindert ihre falschen Botschaften verbreiten kann und dabei von den Medien unter dem irreführenden Titel „Lifestyle“ kräftig unterstützt wird, in welcher der Detailhandel bemüht ist, den Umsatz mit Billigangeboten laufend zu steigern und sich oft nicht an die Jugendschutzgesetze hält.
Erst seit kurzem ist auch den Fachleuten bewusst, und sie geben es auch zu, dass Alkohol bei der Jugendgewalt eine wichtige Rolle spielt. Noch vor ein, zwei Jahren wurde diese Tatsache heftig verneint und von den Behörden totgeschwiegen. Natürlich spielen auch andere Faktoren im Lebenslauf eines Menschen eine Rolle, doch es bräuchte schon sehr viel kriminelle Energie oder Aggressivität, um ohne die enthemmende Wirkung des Alkohols solche Taten zu begehen, die oftmals selbst für die Täter im Nachhinein unverständlich sind.
Die Lehren sollten endlich gezogen werden:
– Lehrer müssen über das Vorstrafenregister ihrer Schüler informiert sein.
– Es dürfte keine Schullager mit „weichen“ Regeln geben. Lehrer, die bei Fehlverhalten von Schülern grosszügig wegschauen, tun ihnen keinen Gefallen.
– Schulleitung und Schulpflege müssen bei nötigen Sanktionen die Lehrperson decken.
– Selbstverständlich kann man versuchen, die Eltern mehr beizuziehen. Bei schwierigen älteren Schülern ist jedoch meist der Zug schon abgefahren.
– Das Thema Alkohol ist ein Gesellschaftsproblem. Die Politik müsste endlich ihre Verantwortung wahrnehmen und dafür sorgen, dass der Stellenwert des Alkohols an Bedeutung verliert, d.h. dass der Gesamtkonsum deutlich gesenkt wird. Die dazu nötigen Massnahmen sind hinlänglich bekannt. Der Nationalrat hat es in der Hand, in der Herbstsession bei der Behandlung der Alkoholreklame am Fernsehen ein Zeichen zu setzen. Dann wäre noch das neue Alkoholgesetz in der Vernehmlassung und das Nationale Programm Alkohol, das dringend verbessert werden sollte.
Freundliche Grüsse
Hermann T. Meyer
(Leicht gekürzt veröffentlicht am 7.7.09)
Kategorie: Allgemein, Gewalt/Kriminalität, Global, Internationales, Jugend, Leserbriefe, Politik, Prevention, Research, Schweiz, Verhältnis-Präv., Verschiedene | Keine Kommentare »