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Alkoholpolitik und Volksgesundheit

Leserbrief: Alkohol ist auch ein Tabu

Dienstag 27. April 2021 von htm

24.04.2021

 

Redaktion NZZ
Zürich

per e-mail

Leserbrief zu „CO2-Gesetz: Wissenschafter geben Ja-Parole heraus“, vom 23.4.2021

Reto Knutti, Klimaforscher an der ETH Zürich, begründet, warum er und über 100 führende Forscher die Ja-Parole für das CO2 –Gesetz unterstützen. Diese politische Einflussnahme galt bisher für Forscher oft als Tabu. Nun sagt er, wenn die Wissenschaft es unterlasse, die Zahlen und Fakten zu deuten, würden es allein die Lobbyisten tun

Auf einem andern Gebiet, wo Menschen seit jeher leiden und sterben (jährlich weltweit 3 Mio. Tote) wünschte man sich, die Wissenschaft würde ebenfalls ihre Stimme unüberhörbar laut erheben: der Alkoholfrage. Seit gut 10 Jahren hat sich die Politik von der Alkohollobby völlig vereinnahmen lassen und nach und nach auch die letzten wirksamen Präventionsmassnahmen aufgegeben:

Verzicht auf ein verbessertes Alkoholgesetz, Verzicht auf ein Präventionsgesetz, Verbot der Alkoholwerbung am Fernsehen, Alkoholverbot auf Autobahnraststätten, Schubladisierung der einstimmig angenommenen Resolution der WHO-Generalversammlung 2010. Indem sie die Resolution annahm, appellierte die Generalversammlung an die Mitgliedsländer, die Globale Alkohol-Strategie zur Verminderung des schädlichen Gebrauchs von Alkohol zu übernehmen und umzusetzen, um die öffentliche Gesundheitspolitik in den Mitgliedsländern zu ergänzen und zu unterstützen. Stattdessen wurde die auch präventiv aktive Eidgenössische Alkoholverwaltung zerschlagen, die ausserparlamentarische Kommission für Alkoholfragen aufgehoben, die Abteilung Alkohol beim BAG in eine Suchtabteilung eingegliedert und geschwächt.

Wo waren die empörten Stimmen der Wissenschaft? Wahrscheinlich zum Teil ausgewandert, weil bei unsern Politikern Hopfen und Malz verloren sind. Aber vielleicht fassen sie nun Mut, gegen die mächtigste Lobby aufzutreten und gegen die für die Gesellschaft gefährlichste Droge anzukämpfen. Das Tabu wurde ja einmal mehr gebrochen.

Freundliche Grüsse

Hermann T. Meyer
Effretikon

(pendent)

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Leserbrief zu „Alkohol als Killer Nr. 1 bei 15-24-Jährigen

Mittwoch 23. Oktober 2019 von htm

12.10.2019

Neue Zürcher Zeitung
Redaktion Leserbriefe
8001 Zürich

Per e-mail

Betr. «Alkohol ist bei 15- bis 24-Jährigen der Killer Nummer eins», NZZ vom 12.10.19

Es freut mich sehr, dass Herr Gmel den Jellinek-Award erhalten hat. Ich möchte ihm auf diesem Weg dazu herzlich gratulieren. Er ist einer der wenigen Fachleute, die bei diesem so wichtigen Thema geblieben sind, obwohl dabei kaum Lorbeeren zu ernten sind. Sehr viel Knowhow ist in den letzten zehn Jahren so verloren gegangen. Die geballte Macht der Alkohollobby hat Politik, Wirtschaft und Gesellschaft dermassen in Geiselhaft genommen, dass nur ausnahmsweise (wie hier) über die negativen Seiten des Alkohols berichtet wird.

Der im Interview ein wenig auftauchende Gegensatz zwischen Wissenschaft und Präventionsfachleuten ist erklärbar: Seit der Einführung der 0,5 Promillegrenze und der Alcopop-Steuer ohne wirksame Begleitmassnahmen wurden praktisch alle möglichen präventiven Schritte abgewürgt und bestehende, altbewährte Massnahmen aufgehoben. Das hat viele Fachleute gezwungen, neue Wege der Prävention stärker zu betreiben, d.h. weg von der Verhältnis- hin zur Verhaltensprävention, die leider nur wenig erreichen kann.

Seriöse Wissenschafter auf dem Gebiet des Alkohols sind sich natürlich über die Wirksamkeit möglicher Gegenmassnahmen im klaren. Sie haben ja, wie Herr Gmel, zu den Vorbereitungen zur WHO-Resolution von 2010 in Genf über eine globale Alkoholstrategie beigetragen. Dass die Schweiz als Mitunterzeichnerstaat, diese Resolution in den Schubladen verschwinden liess, ist nur die Bestätigung des oben erwähnten Zustandes.

(veröffentlicht am 22.10.2019)

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CH: Dialogwoche Alkohol – unsere Beteiligung

Donnerstag 2. Juni 2011 von htm

Aktionswoche vom 21. bis 29. Mai 2011

Logo Dialogwoche Mai 2011

Aktions-Logo

Links zu nützlichen Adressen:

Dialogwoche-Webseite
Diskussions-Möglichkeiten
Unsere Projekt-Idee
Aufruf für eine wirksame Schweizer Alkoholpolitik
Unterschriften-Liste zum Sammeln
– Plakat mit unserer Homepage: 31 Bx61cm H, 61 Bx34cm H, 61 Bx74cm H,
WHO-Resolution für eine Globale Alkohol-Strategie
Unsere Leserbriefe und Kommentare (Online-Alias „Kontrabass“)

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Während und nach der Aktionswoche

Kommentare zu Radio- und Fernsehsendungen, sowie Zeitungsartikeln und Internetforen

Tages-Anzeiger: „Ein Hoch des Stdtrats auf den Rausch“, am 3.6.11

Winterthurs Sozialvorsteher Nicolas Galladé (SP) stösst mit seinem Lob auf den Rauschzustand auf Kritik.
Die Aussage erstaunt und polarisiert: «Selbst der Rausch hat positive Seiten», sagte Winterthurs Stadtrat Nicolas Galladé (SP) in einem Interview im «Landboten» vom Mittwoch. Der Sozialvorsteher, der auch für Prävention und Suchthilfe in der Stadt zuständig ist, sprach freimütig über «Sonnenseiten und Schattenseiten des Alkoholkonsums» und darüber, dass die Menschheit schon immer den Rausch gesucht habe.
So hätte das Galladés Vorgängerin im Stadtrat, Nationalrätin Maja Ingold (EVP), niemals gesagt. «Das kann als Steilpass zum Rauschtrinken verstanden werden», sagt sie und verweist auf das Jugendschutzkonzept Winterthurs, das einen «risikoarmen Alkoholkonsum» postuliert. «Ein Rausch ist auf jeden Fall riskant. Der Betroffene gefährdet sich selbst und eventuell Dritte.» … (Quelle: Tages-Anzeiger, 3.6.11) Kommentar: Mehrere kritische Stimmen kommen zu Wort, dann kann sich der Stadtrat ausführlich verteidigen. Er merkt leider nicht, dass seine Haltung jedwelchen Alkoholkonsum fördert. Den Ist-Zustand zu verteidigen ist keine Prävention. Dabei wäre sein Vorbild als Sozialvorsteher und das seiner Stadtratskollegen in die andere Richtung gefragt.

Tages-Anzeiger, Seite Zürcher Oberland: „Ein lebenslanger Kampf gegen den Rausch“; (Interview in eigener Sache) am 3.6.11
Interview mit Foto, das ich einem jungen Journalisten gab. In einer Art Kurzbiographie bringt er einige Stationen meines Lebens, schreibt über meine Motivation für diese Arbeit, die Entstehung und das bevorstehende Ende der regelmässigen Aktivitäten dieser Webseite nach vollen 10 Jahren Freiwilligenarbeit. Bemerkenswert, dass das Interview überhaupt erschien, dass es nur auf der Regionalseite erschien, dass es im Internet (bis jetzt) nur über die Suchmaschine zu finden ist, dass gleichzeitig in der Vollausgabe ein ebenso grosser Artikel über einen Winterthurer Stadtrat veröffentlicht wurde, der in der Regionalzeitung „Der Landbote“ den Rausch als auch positiv dargesstellt hatte. Es kommen darin kritische Stimmen zu Wort und der Stadtrat verteidigt seine Position. (Siehe unsern Artikel und Leserbrief dazu.)

Der Landbote, Winterthur: „Die Stadt schenkt weiterhin Alkohol aus“, am 1.6.11
Stadtrat Nicolas Galladé (SP) zieht nach der Dialogwoche „Alkohol“ Bilanz. Er erklärt, warum die Stadt an ihren Apéros weiterhin Wein ausschenken wird und wie er es selbst mit dem Alkohol hält.
Siehe unsern Leserbrief dazu.

Tages-Anzeiger vom 28.5.11 „Wer gerne trinkt, muss auch den Kater lieben“.
Der Kunsthistoriker Peter Richter feiert in seinem neuen Buch die Freude am Trinken. Er sieht sie ernsthaft in Gefahr.
Der 37-jährige Schriftsteller und Kulturjournalist («Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung») schreibt an gegen den Druck der Präventionspolitiker. Sein Buch «Über das Trinken» (Goldmann, München) durchsetzt eine amüsante Kulturgeschichte des Alkohols mit Kapiteln zur Politik und Literatur, zum Saufen und Trinken. Dazwischen berichtet Richter von eigenen Erfahrungen – leidvollen und anderen. Er verklärt und verdammt nicht, schreibt geistreich und gescheit. Wenn auch, dies der einzige Einwand, allzu süffig. (jmb) Kommentar: Nun hat auch der Tages-Anzeiger wie die NZZ (abgesprochen?) am Ende der nationalen Dialogwoch „Alkohol“ die Diskussion mit einem wie Richter schreibt „amüsanten“ Beitrag „bereichert“, der dem schwersten sozialmedizinischen Problem der Schweiz in keiner Weise gerecht wird und falsche Informationen verbreitet. Offenbar ist dies die einzige journalistische Spielart, die unter dem Druck der Alkohollobby noch möglich ist. So weit ist unsere Pressefreiheit verkommen! Wo ist die sogenannte Presse-Kritik? Und der Schweizer Presserat mit seinen schönen Rechten und Pflichten des Journalisten? (siehe unsern am 4.6.11 veröffentlichten Leserbrief)

Der Landbote (Winterthur): Vier Experten, zehn Zuhörer am 25.5.11 (Artikel nicht online)

Informationsabend über Jugend und Alkohol. Die auch enttäuschten Veranstalter werden sich Fragen stellen: Wurde für den Anlass lokal genügend geworben? Versprachen die Referenten neue Erkenntnisse oder kritische Voten, die eine lebhafte Diskussion erwarten liessen? Meiner Einschätzung nach ist das magere Interesse auch darauf zurückzuführen, dass in Winterthur seit jeher eine alkoholfreundliche Politik betrieben wird. Die Verbundenheit mit der Haldengut-Bier-Geschichte sitzt noch tief. Die Alkohol-Testkauf-Ergebnisse sind immer noch katastrophal, weil die Behörden zu wenig einschreiten. Das Albanifest, das Oktoberfest, die Saufkultur von Studenten, das prägt die allgemeine Ansicht, man kann ja doch nichts machen, es gehört halt dazu. Also wozu einen solchen Anlass besuchen?
In den Referaten wurde die aktuelle Situation beleuchtet aber nach dem Lesen des Berichts, besteht der Eindruck, dass keiner der Fachleute auf die gesellschaftliche Relevanz des Alkoholproblems aufmerksam gemacht hat. Es ging eigentlich nur um die Feuerwehreinsätze bei aufkommenden Problemen, aber nicht darum, die Probleme und Schäden nicht entstehen zu lassen. Ganz dem Motto der Dialogwoche entsprechend: Die Alkoholindustrie darf nicht geschädigt werden. Also ja keine Alkoholpolitik! Der Bundesrat könnte ja genötigt werden, Nägel mit Köpfen beim neuen Alkoholgesetz zu machen. Wozu nun diese Dialogwoche?

NZZ: Platzverbot für König Alkohol am 25.5.11

Der Deutschland-Korrespondent der NZZ lässt seinen Frust los, indem er auf einer Achterbahn der Gefühle Argumente und Informationen durcheinanderwirbelt, um am Schluss noch auf das Recht auf Rausch zu plädieren. Ein wirklich “hilfreicher” Beitrag zur nationalen Dialogwoche “Alkohol”. Der NZZ fehlt es offenbar an schweizerischen Fachjournalisten auf diesem Gebiet oder sie will bewusst keinen konstruktiven Beitrag leisten. Die Wirtschaft könnte es übel nehmen. (Siehe auch pendenten Leserbrief)

DRS1, Espresso, am 24.5.11

Das Interview mit dem Direktor der Eidg. Alkoholverwaltung zeigte, dass er sich nur als Verwalter der Spirituosen versteht, obwohl sein Amt offenbar die Zuständigkeit in der Alkoholfrage beansprucht. Die Frage nach höheren Steuern beantwortete er ziemlich ausweichend und erwähnte nicht, dass der Schnaps nur etwa 20% des Alkoholkonsums ausmacht. Wenn eine Alkoholabgabe etwas bewirken soll, muss sie auf die gesamte Alkoholpalette ausgeweitet werden, sonst gibt es nur wieder Verlagerungen auf andere Getränke. Und die Alkoholprobleme werden ja auch durch den Konsum aller Alkoholika verursacht.
Der Widerstand der Alkohollobby ist natürlich vorprogrammiert.
Immerhin ist es bemerkenswert, dass das Schweizer Radio im Rahmen der nationalen Dialogwoche „Alkohol“ nun einmal dieses Thema ansatzweise berücksichtigt hat.

Coop-Zeitung vom 24.5.11, Seite 98 und Online-Forum

Das Heraufsetzen des Mindestalters ist eine von mehreren sinnvollen Massnahmen, wenn eine Gesellschaft ihr Alkoholproblem entschärfen will. Die Widerstände gegen ein Mindestalter sind immer die gleichen, egal bei welchem Alter. Auch wenn einige das Gesetz umgehen, ist der Effekt per Saldo eben doch vorhanden und wertvoll.
Wer von seinen Alkoholerfahrungen auf die Gesamtheit der Bevölkerung schliesst, unterliegt einer Selbsttäuschung.
So gesehen ist die Massnahme von Coop sinnvoll. Dass Coop damit Imagepflege betreibt, um ihre Rolle als grösster Alkoholhändler in der Schweiz zu bemänteln, ist ein anderes Kapitel. Mit ihrer aggressiven Tiefpreispolitik auf dem Alkoholsektor hat sie einen grossen Anteil am Leid und and den gesellschaftlichen Kosten, die das Alkoholproblem uns verursacht.


SF1, Tagesschau am 23.5.11

Es ist positiv zu vermerken, dass der Trend der an Minderjährige verkauften alkoholischen Getränke nach unten zeigt. Aber nach 10 Jahren immer noch rund ein Viertel ungesetzliche Verkäufe sind immer noch viel zu viele. Hinter diesen Zahlen stehen Tausende von Jugendlichen, die sich an den Alkoholkonsum gewöhnen und viele von ihnen werden später Alkoholprobleme haben mit Folgen für die ganze Gesellschaft.
Es ist nun dringend nötig, dass die eidg. Räte die gesetzlichen Grundlagen schaffen, damit die Kantone häufiger kontrollieren und härter strafen. Sonst wird es immer noch viele Wirte und Händler geben, die lieber an den Jugendlichen verdienen als den Jugendschutz einzuhalten.

SF1, 10 vor 10 am 23.5.11

Erfreulich, dass das staatliche Fernsehen im Rahmen der nationalen Dialogwoche „Alkohol“ auf die Problematik der vielen alkoholbehinderten Kinder und Jugendliche aufmerksam macht.
Mir fehlten zwei wichtige Hinweise:
Hinweise auf weitere Stellen, die solchen Kindern Hilfe anbieten. Auch gibt es spezielle Internetangebote.

Die Frage, was unternommen werden müsste, damit diesen Kindern eine solche Jugend erspart bleibt, d.h. dass es weniger Alkoholabhängige gibt, scheint mir zentral zu sein. Sie wurde nicht gestellt. Das ist die Frage nach der wirksamen Prävention, die der Bundesrat und das Parlament nächstens beantworten müssen. Bisher haben sie sich unter dem Druck der Alkoholwirtschaft immer darum herum gedrückt und riesige Kosten und grosses Leid verursacht.

SF1, „PULS“: Wie gefährlich ist Alkohol? am 23.5.11

Die Auswahl der Teilgebiete der Alkoholfrage und ihre Präsentation waren in diesem beschränkten Rahmen sinnvoll und gut dargestellt. Es wäre zu wünschen, dass das Schweizer Fernsehen einzelne Themen vertiefen wird. Nicht zur Sparache kamen vor allem das Ausmass der Schäden und die Notwendigkeit, diese zu reduzieren. Dabei müsste die Einsicht zunehmen, dass trotz über 100 Jahren Alkoholprävention es nicht gelungen ist, die Eigenverantwortung derart zu stärken, dass der krankmachende und der risikohafte Konsum massiv zurückgeht. Dies kann nur durch Verhältnisprävention des Staates erreicht werden. (Auf der Webseite „PULS“ gibt es detailliertere Angaben. Zur Sendung gehörte auch ein Beratertelefon und Internet-Chat.)

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Ich spreche über Alkohol, weil

– ich in einer alkoholbelasteten Familie aufwachsen musste und die Not der über 100’000 Kinder in der Schweiz, die ähnliches erleben, selber erfahren habe;

– ich erleben durfte, dass mein Vater mit Hilfe einer Abstinenten-Gruppe den Weg aus der Abhängigkeit fand und ich aus Solidarität mitging und die Alkoholproblematik von Grund auf kennenlernte;

– seither die Alkoholindustrie auch die Frauen und die Jugend mit ihrem Marketing zu Betroffenen machte;

– die Alkoholindustrie immer mehr auch die Medien und die Politik zu willfährigen Werkzeugen ihrer Marktmacht zu     instrumentalisieren vermochte;

– die Alkoholindustrie sogar Teile der Wissenschaft für ihre Zwecke einspannt und uns suggeriert, Alkohol sei gesund;

– die Bevölkerung unter den alkoholbedingten Schäden direkt oder indirekt leidet und ein Leben lang ungefragt die immensen alkoholbedingten Sozialkosten bezahlen muss;

– für mich Gerechtigkeit und Menschenwürde noch eine Bedeutung haben;

– der Jugendalkoholismus eine ernsthafte Bedrohung für die kommenden Generationen und unser Land darstellt;

– ich, seit ich vor 10 Jahren mit meiner Webseite begonnen habe, immer wieder von Fachleuten zu dieser Arbeit angespornt worden bin, die oft nicht selber direkte Wahrheiten aussprechen dürfen, weil sie politische Rücksichten nehmen müssen.

– ich mich in meinem Anliegen vermehrt bestärkt fühle, seit auch die Weltgesundheitsorganisation und die EU mit grossem Einsatz für Verbesserungen kämpfen und ich die mit mir zum Teil befreundeten dortigen Fachleute unterstützen möchte;

– ich hoffe, dass die Wirtschaftsverbände endlich einsehen, dass ihre Verhinderung einer wirksamen Alkoholpolitik dem Land und ihnen selber schadet;

– ich hoffe, mit meinen Informationen dazu beizutragen, dass die Bevölkerung lernt,  ihre eigenen Interessen wahrzunehmen und die Politik dazu drängt, endlich ihre Verantwortung zu übernehmen und für eine wirksame Alkoholpolitik zu sorgen;

– ich hoffe, dass viele Bewohner unseres schönen Landes den Aufruf für eine wirksame Alkoholpolitik mitunterzeichnen, damit Bundesrat und Parlament die neue Alkoholgesetzgebung so gestalten, dass der Alkoholkonsum generell deutlich zurückgeht und damit auch die vielfältigen alkoholbedingten Schäden.

UND SIE?
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14.04.2011:
Heute ist die Einladung zum Kickoff-Event der Aktion am 20.5.11 eingetroffen.
Zwei Details sind bemerkenswert:
a) Es sollen keine politischen Themen diskutiert werden
b) Es werden auch alkoholische Getränke verkauft.
Das Bundesamt für Gesundheit hält nichts von Vorbildwirkung und unterstützt das Alkoholgewerbe. Dies im Gegensatz zur WHO, die schon vor Jahren festhielt, Alkoholprävention könne nicht mit der Alkoholindustrie geplant werden. Interpretiert man den heutigen Tages-Anzeiger Artikel über die kürzliche EU-Krebsforschung, muss man schliessen: Das BAG fördert zusätzliche Krebserkrankungen.

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TOP NEWS: CH: Nur kein Glas Wein pro Tag ist wirklich gesund

Donnerstag 14. April 2011 von htm

Kommentar: Grosse Freude herrscht!! Der Tages-Anzeiger, die grösste Nicht-Boulevard-Tageszeitung der Schweiz, bringt heute auf der halben Titelseite und auf zwei Dritteln der Wissen-Seite die grosse EU-Krebsstudie, über die wir hier berichtet haben. Im englischen Teil berichteten wir hier, mit dem Link auf den Studienbericht im British Medical Journal.
Die Titelseite ist halb gefüllt mit einem Cartoon des hauseigenen Cartoonisten SCHAAD und auch der Titel sagt alles. Bemerkenswert ist, dass der Tages-Anzeiger wie auch die übrige schweizerische Presse seit der WHO-Resolution im Mai 2010 für eine globale Alkoholstrategie solche Meldungen boykottiert hat. Die deutschen Medien haben sofort reagiert. Jetzt ist zu hoffen, dass auch fundiert über die Aspekte einer wirksamen Alkoholprävention berichtet wird und die andern Medien nachziehen. Die Aktualität mit dem neuen Präventionsgesetz, der Revision des Alkoholgesetzes und der kommenden nationalen Dialogwoche Alkohol wäre ja gegeben. (Qelle: Tages-Anzeiger, 14.4.11)

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CH: Was ist Suchtprävention?

Dienstag 4. Januar 2011 von htm

Zum 25-Jahre Jubiläum der Suchtpräventionsstelle der Stadt Zürich hat Martin Küng einen Text geschrieben darüber, was es heisst, zu «handeln bevor eine Sucht entsteht». Der Übersichtsartikel «Was ist Suchtprävention?“ (pdf, 21S., 1Mb) soll das Fachgebiet theoretisch einordnen, wichtige Begriffe definieren, Ziele und Methoden beschreiben, die Wirksamkeit der Massnahmen sowie die Perspektiven der Suchtprävention thematisieren. (Quelle: Infoset Newsletter Januar 2011) Kommentar: Boshaft könnte man sagen, dies sei ein Versuch, von einer wirksamen Alkoholprävention abzulenken. Sie deckt sich offenbar mit den behördlichen Versuchen, Prävention zu betreiben ohne irgendwo anzuecken. Von den internationalen Erkenntnissen über die Wirksamkeit der Alkoholprävention kein Wort. Thomas Babor et al. nicht gesehen, die WHO-Resolution für eine globale Alkohol-Strategie unbekannt. Soll damit vertuscht werden, dass die seit bald 20 Jahren kontraproduktiv wirkende Gesundheitsförderung versagt hat? Besonders „köstlich“ ist dieser Schluss: „Es lässt sich jedoch die Hypothese aufstellen, dass die Suchtprävention der letzten Jahre in der Schweiz nicht den Konsum von Substanzen verhindert hat, aber das Entstehen von süchtigem Verhalten reduzierte. Suchtprävention ist also in der Lage, den gewünschten Effekt zu erzielen.“ Wahr ist, dass der Alkoholkonsum nur leicht gesamthaft zurückging, kaum wegen der Suchprävention, dass aber das regelmässige jugendliche Binge Drinking dank dem Versagen der Prävention und der verantwortungslosen Gesellschaft erst möglich wurde.

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Chronisch krank durch Zigaretten und Alkohol

Dienstag 4. Januar 2011 von htm

Der Konsum von Tabak und Alkohol trägt zu einem wesentlichen Teil zur Entstehung chronischer Erkrankungen bei. Daneben seien Bewegungsmangel und Übergewicht große Risikofaktoren, heißt es im Versorgungs-Report 2011 des WIdO. “Der Anteil durch Rauchen verursachter kardiovaskulärer Todesfälle bei Erwachsenen liegt in den Industriestaaten bei zwölf bis 22 Prozent.” Zudem sei mit 30 Prozent fast jeder dritte Krebstod auf den Konsum von Tabak zurückzuführen.
Auch von einem erhöhten Alkoholkonsum geht eine hohe Gesundheitsgefährdung aus. “Bei einer höheren Alkoholzufuhr steigt sowohl bei Frauen als auch bei Männern die Mortalität an”, heißt es in dem Bericht. Insofern liege eine der bedeutsamsten Herausforderungen des 21. Jahrhunderts darin, “diese Risikofaktoren zu verhindern oder zu verringern, Ressourcen zu stärken und Lebensbedingungen zu optimieren”. (Quelle: Pressemeldung: [aok-bv.de-30.12.10]) verbaende24.net, 3.01.11 unser Online-Kommentar: Diese Diagnose ist seit langem bekannt. Doch die Politik nimmt davon keine Kenntnis oder sucht nach Alibimassnahmen, die nichts bringen. Die Krankenkassen könnten und müssten auf die Politik Einfluss nehmen, dass endlich wirksame Präventionsmassnahmen ergriffen werden, wie sie die WHO in ihrer Alkohol-Strategie aufzeigt. Es genügt nicht, die Resolution zu unterschreiben, man muss sie auch national umsetzen.

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Baden-Württemberg: Nächtliches Alkoholverbot an Tankstellen erfolgreich

Donnerstag 30. Dezember 2010 von htm

Bei dem im Frühjahr in Baden-Württemberg gestarteten Pilotprojekt zum nächtlichen Alkohol­verkaufs­verbot an Tankstellen zeichnen sich nach Einschätzung der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen (DHS) erste Erfolge ab. Die Initiative sei ein „großer Schritt“ nach vorn, da die Begleitkriminalität im Umfeld der Tankstellen „mit Sicherheit rapide nachgelassen hat“, sagte DHS-Geschäftsführer Raphael Gaßmann am Mittwoch in einem Interview in Hamm. … Die zwischen der Bundesdrogenbeauftragten Mechthild Dyckmans (FDP) und der Tankstellenbranche geschlossene Vereinbarung zur besseren Umsetzung des Jugendschutzes bezeichnete Gaßmann (DHS) als wenig wirkungsvoll.
„Uns als Verband interessieren nicht Verlautbarungen und Maßnahmen, sondern Fakten und Ergebnisse. Und diese zeigen nach wie vor, dass bei Testkäufen an Tankstellen in jedem zweiten Fall verbotenerweise Alkohol an Kinder und Jugendliche verkauft wird“, erklärte er. (Quelle: aerzteblatt.de, 30.12.10) ad-hoc-news.de, 29.12.10
unser Online-Kommentar: Fortschritte wären möglich
Der Tankstellenverband im Kanton Zürich hat durch interne Schulungen und Information erreicht, dass 2010 nur noch 16% Verkäufe zu verzeichnen waren, gegenüber 25% im allgemeinen Durchschnitt. Neu getestete Läden und Betriebe lagen bei über 60%. Es scheint, dass die deutschen Tankstellen noch einiges mehr tun könnten, wenn sie auch befürchten müssten, die Alkohol-Lizenz zu verlieren. Ohne Aussicht auf Konsequenzen geschieht wenig. Der Profit ist wichtiger.
Frau Dyckmans sollte sich endlich auf die wirksamen Massnahmen der WHO-Resolution für eine globale Alkohol-Strategie besinnen, denn jeder Tag kostet Menschenleben, Verletzte und viel Leid und Kosten. Das sollte ihr nicht egal sein.

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WHO Resolution zur Alkohol-Strategie. Unterstützung von INGO’s

Samstag 18. Dezember 2010 von htm

Indem sie die Resolution annahm, appellierte die Generalversammlung an die Mitgliedsländer:
–          die Globale Alkohol-Strategie zur Verminderung des schädlichen Gebrauchs von Alkohol zu übernehmen und umzusetzen, um die öffentliche Gesundheitspolitik in den Mitgliedsländern zu ergänzen und zu unterstützen;
–          den schädlichen Gebrauch von Alkohol zu vermindern und den politischen Willen und finanzielle Mittel für diesen Zweck zu mobilisieren;.
–          die Umsetzung der Resolution WHA61.4 über die Strategien, um den schädlichen Gebrauch von Alkohol zu reduzieren und WHA58.26 über Probleme der öffentlichen Gesundheit, die durch den schädlichen Gebrauch von Alkohol verursacht werden;

–          sicherzustellen, dass die Umsetzung der Globalen Alkohol-Strategie zur Verminderung des schädlichen Gebrauchs von Alkohol die nationalen Anstrengungen unterstützt, Risikogruppen zu schützen, Jugendliche und jene, die vom schädlichen Alkoholkonsum anderer betroffen sind;-          sicherzustellen, dass die Umsetzung der Globalen Alkohol-Strategie zur Verminderung des schädlichen Gebrauchs von Alkohol im nationalen Beobachtungssystem reflektiert und regelmässig dem Informationssystem der WHO zu Alkohol und Gesundheit berichtet wird;

Nicht-Regierungsorganisationen (NGO’s) in offizieller Beziehung mit der WHO wurde erlaubt, im Plenum der Generalversammlung, am Ende der Debatte, zu sprechen. Drei ergriffen dieses Privileg:

Der Weltkirchenrat, Aktion für Gesundheit (The World Council of Churches, Action for Health), der ein breites Spektrum von Glaubensgemeinschaften und Netzwerke ziviler Gesellschaften in über 150 Ländern vertritt, unterstützte die Strategie sehr und drängte die WHO, mit deren Umsetzung so rasch als möglich nach der Annahme zu beginnen und sicherzustellen, dass angemessene finanzielle Mittel zur Verfügung stehen würden, um deren Zweck auszuführen. Ganz im klaren darüber, was der Alkohol für Armut und Krankheit bewirkt, haben sie eine wichtige Zusammenarbeit mit der Global Alcohol Policy Alliance entwickelt und sich verpflichtet, mit verschiedenen Gruppen der zivilen Gesellschaft und mit Regierungen zusammenzuarbeiten, um sicherzustellen, dass der öffentlichen Gesundheit die nötige Beachtung in dieser Angelegenheit geschenkt wird.

The World Medical Association (Intern. Aerzte-Vereinigung) sprach auch im Namen des International Council of Nurses (Intern. Rat des Krankenpflegepersonals), der International Pharmaceutical Federation (Apotheker), die World Confederation for Physical Therapy (Physiotherpeuten) und die World Dental Federation (Zahnarztpersonal), die zusammen die World Health Professional Alliance – WHPA – bilden.
Die Gesundheitsfachleute begrüssten die Strategie sehr, wünschten aber, dass folgende Punkte beachtet würden:
Obwohl die Strategie die Verantwortung des Gesundheits-Sektors bei der Bekämpfung von Alkoholproblemen anerkennt, glaubten sie, dass der Rolle von Gesundheits-Professionellen bei Prävention und Therapie von Alkoholproblemen mehr Beachtung geschenkt werden sollte. Sie unterstrichen die entscheidende Rolle, welche sie auf den Gebieten der Aufklärung, Interessenvertretung und Forschung spielen, wie auch bei der Behandlung. Sie empfahlen eindringlich, dass die Rolle von  wirtschaftlichen Unternehmen – mit starken Eigeninteressen in Produktion und Verkauf von Alkohol und alkoholischen Produkten – bei der Umsetzung der Strategie klar beschränkt werde, so dass Pläne und Programme auf allen Stufen im Interesse der öffentlichen Gesundheit entwickelt werden, unabhängig von wirtschaftlichen Einflüssen. …

– Vertreter der Internationalen Föderation der Medizinstudenten Vereinigung (IFMSA) hielten fest, dass junge Menschen, auch die 1.2 Mio. Medizinstudenten-Mitglieder, durch den schädlichen Gebrauch von Alkohol betroffen sind. Sie glauben, dass eine effektive globale Strategie diese Belastung reduzieren könnte. Die Last alkoholbedingter Krankheiten liegt mehr bei den jungen als bei den älteren Leuten. Von allen mit einer alkoholbedingten Behinderung gelebten Jahren betrafen 34% Personen von 15 bis 29 Jahren, 31% solche von 30 bis 44 Jahren und 22% solche von 45 bis 59 Jahren. Er ist auch ein signifikanter Faktor, der zu Gewalt und ungeschützten Geschlechtsverkehr unter jungen Leuten beiträgt. Die Internationale Föderation der Medizinstudenten Vereinigung unterstützt vehement die Umsetzung von wirksamen Strategien, um den schädlichen Gebrauch von Alkohol zu vermindern.
Als junge Leute und als nächste Generation von Gesundheits-Professionals war die IFMSA vom manipulierenden Marketing der Alkoholindustrie betroffen. Sie sind der Meinung, dass die globale Strategie Wege zeigen sollte, wie die junge Generation vor solchem Marketing beschützt werden kann.
(Quelle: THE GLOBE 1- 2010)

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D: Merkel will Problemen im Gesundheitswesen auf den Grund gehen

Mittwoch 21. Juli 2010 von htm

Nach dem monatelangen Koalitionsstreit um die Gesundheitsreform will Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) den Problemen von Ärzten, Kliniken und Kassen intensiver auf den Grund gehen.
Sie wolle sich „in diesem Jahr gern verschiedene Facetten des Gesundheitswesens anschauen, wie ich das vor zwei Jahren bei meiner ‚Bildungsreise‘ gemacht habe“, kündigte Merkel in einem Interview mit der Münchner Illustrierten „Bunte“ an. Die Kanzlerin erhofft sich von einer Erkundung des Gesundheitswesens vor Ort demnach mehr Einblick in Nöte und Probleme von Ärzten, Pflegepersonal und Patienten. (Quelle: aerzteblatt.de, 20.7.10)
mit unserem Online-Kommentar: Sparmöglichkeit: Wenn Frau Merkel die WHO-Resolution zur Alkohol-Strategie vom Mai liest, wird sie massenhaft Möglichkeiten finden, wie im Gesundheitswesen zu sparen ist. Sie müsste nur den Mut haben, diese umzusetzen. Wir alle würden profitieren, auch die Wirtschaft, nur die Alkoholindustrie würde Amok laufen.

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Artikel betr. Bundesrat vertagt das Alkoholgesetz

Dienstag 8. Juni 2010 von htm

20.5.2010

Tages-Anzeiger
Redaktion der Seite „Analyse“
8021 Zürich

Per E-Mail

Sehr geehrte Damen und Herren,

Ich bitte Sie, den folgenden Text auf Ihrer Seite „Analyse“ zu veröffentlichen. Meine Webseite und meine während vieler Jahre vom Tages-Anzeiger veröffentlichten Leserbriefe weisen mich als Kenner dieser Materie aus. Besten Dank und freundliche Grüsse

Hermann T. Meyer
www.alkoholpolitik.ch

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Der Bundesrat vertagte gestern  die Behandlung des Alkoholgesetzes. Als Grund wird die starke Lobbyarbeit der Wirtschaft vermutet, deren Vertreter ihre Anstrengungen im Interview bei „10 vor 10“ auch bestätigt. Diese Vertagung ist nicht unbedingt ein Nachteil. So können die Bundesräte die Resolution der WHO für eine Alkoholstrategie in ihre Überlegungen einbeziehen, die dieser Tage in Genf an der WHO-GV verabschiedet werden sollte. Vielleicht sind auch die departementsübergreifenden Verhandlungen Finanzdepartement (EAV) /Departement des Innern (BAG) / Verkehrs-Departement. noch nicht abgeschlossen. Man sollte doch erwarten können, dass nun endlich einmal eine ausgewogene Alkoholpolitik Einzug hält.

Dass die Wirtschaft sich immer noch gegen wirksame Präventivmassnahmen in die Bresche wirft, ist nicht nachvollziehbar. Sie schädigt sich selber, nur um eine einzelne Branche und den Handel vor der Notwendigkeit neuer Innovationen und Strukturanpassungen zu schützen, wie sie in der Wirtschaft allenthalben vorkommen. Auch die Wirtschaft gehört zu den „Passivtrinkern“, wie die WHO all jene bezeichnet, welche unter den alkoholbedingten Schäden leiden, d.h. uns alle. Sie hat auch nicht begriffen, dass Gelder, die nicht in den Alkoholkonsum fliessen, im Wirtschaftskreislauf verbleiben und diesen anzukurbeln helfen, sei es durch Konsum oder als Sparkapital zur Investition durch die Banken. Auf www.alkoholpolitik.ch, der weltweit wahrscheinlich besten Informationsquelle zum Thema, wurde eine Projekt-Idee entwickelt, die der Alkohol- und der Werbebranche ermöglichen würde, ohne Schaden den erhofften Umsatzrückgang auf Alkoholika zu bewältigen.

Mit „Passivtrinker“ meint die WHO natürlich in erster Linie die breite Bevölkerung, die auch noch nicht gemerkt hat, dass sie nicht nur unter den alkoholbedingten Schäden leidet und ein Leben lang ungefragt die horrenden alkoholbedingten Sozialkosten mitbezahlt, sondern selber massgeblich dafür verantwortlich ist, weil sie politisch nicht eingreift und den Politikern nicht den Rücken stärkt. Gerade die mässigen und die Nicht-Konsumenten, welche die Mehrheit bilden, hätten es in der Hand, das Land von dieser schweren sozialen Hypothek zu entlasten. Sie sind es auch, die am meisten von einem Schadenrückgang profitieren würden, denn sie hätten die geringste Belastung durch zusätzliche Steuern zu tragen. Die Behauptung der Gegner, sie würden bestraft, ist völlig falsch. Das Gegenteil trifft zu.

Die im „10 vor 10“-Beitrag erwähnten Mindestpreise für Alkoholika sollten übrigens nicht ein Hauptthema bei den Massnahmen sein, sondern in Verbindung mit generellen Alkoholsteuern, damit diese nicht unterlaufen werden können. Die Steuern wären in erster Linie zur Deckung der alkoholbedingten Schäden und für die Prävention einzusetzen. Das Alkoholgesetz betrifft nur die gebrannten Wasser. Steuerliche Massnahmen auf diesem Gebiet sollten bald von einer allgemeinen Alkoholsteuer mit Mindestpreisen ergänzt werden, damit nicht wieder ein Ausweichen auf andere Alkoholika provoziert wird. Wichtig wäre auch, dass die ganze Gesellschaft betroffen wird und nicht nur die Jugendlichen. Sie prägt ja das Bild einer alkoholfreudigen Erwachsenenwelt, die von einem Teil der Jugend als Vorbild für ihr Trinkverhalten wahrgenommen wird.

Gleichentags wurde in den Medien wieder über die steigenden Gesundheitskosten geklagt, und es sei kein Ende des Anstiegs abzusehen. Alkoholbedingte Gesundheitskosten fallen stark ins Gewicht. Sie zu senken, würde unser Gesundheitssystem merklich entlasten und die Lebensqualität steigern. Wer hat den Mut, das Tabu zu brechen und der Bevölkerung endlich klaren Wein einzuschenken?

Anstiegs abzusehen. Alkoholbedingte Gesundheitskosten fallen stark ins Gewicht. Sie zu senken, würde unser Gesundheitssystem merklich entlasten und die Lebensqualität steigern. Wer hat den Mut, das Tabu zu brechen und der Bevölkerung endlich klaren Wein einzuschenken?
(Quelle: Schweizer Fernsehen, „10 vor 10“, 19.5.10)
(Bis heute nicht veröffentlicht.)

Kategorie: Alkoholsteuern, Allgemein, Jugend, Leserbriefe, Medien, Neues Alkoholgesetz (CH), Passivtrinker, Politik, Schweiz, Verhältnis-Präv., Verkehr, Veröffentlichungen, Werbung | Keine Kommentare »

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