Donnerstag 2. Juni 2011 von htm
Aktionswoche vom 21. bis 29. Mai 2011

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Links zu nützlichen Adressen:
Dialogwoche-Webseite
Diskussions-Möglichkeiten
– Unsere Projekt-Idee
– Aufruf für eine wirksame Schweizer Alkoholpolitik
– Unterschriften-Liste zum Sammeln
– Plakat mit unserer Homepage: 31 Bx61cm H, 61 Bx34cm H, 61 Bx74cm H,
– WHO-Resolution für eine Globale Alkohol-Strategie
– Unsere Leserbriefe und Kommentare (Online-Alias „Kontrabass“)
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Während und nach der Aktionswoche
Kommentare zu Radio- und Fernsehsendungen, sowie Zeitungsartikeln und Internetforen
Tages-Anzeiger: „Ein Hoch des Stdtrats auf den Rausch“, am 3.6.11
Winterthurs Sozialvorsteher Nicolas Galladé (SP) stösst mit seinem Lob auf den Rauschzustand auf Kritik.
Die Aussage erstaunt und polarisiert: «Selbst der Rausch hat positive Seiten», sagte Winterthurs Stadtrat Nicolas Galladé (SP) in einem Interview im «Landboten» vom Mittwoch. Der Sozialvorsteher, der auch für Prävention und Suchthilfe in der Stadt zuständig ist, sprach freimütig über «Sonnenseiten und Schattenseiten des Alkoholkonsums» und darüber, dass die Menschheit schon immer den Rausch gesucht habe.
So hätte das Galladés Vorgängerin im Stadtrat, Nationalrätin Maja Ingold (EVP), niemals gesagt. «Das kann als Steilpass zum Rauschtrinken verstanden werden», sagt sie und verweist auf das Jugendschutzkonzept Winterthurs, das einen «risikoarmen Alkoholkonsum» postuliert. «Ein Rausch ist auf jeden Fall riskant. Der Betroffene gefährdet sich selbst und eventuell Dritte.» … (Quelle: Tages-Anzeiger, 3.6.11) Kommentar: Mehrere kritische Stimmen kommen zu Wort, dann kann sich der Stadtrat ausführlich verteidigen. Er merkt leider nicht, dass seine Haltung jedwelchen Alkoholkonsum fördert. Den Ist-Zustand zu verteidigen ist keine Prävention. Dabei wäre sein Vorbild als Sozialvorsteher und das seiner Stadtratskollegen in die andere Richtung gefragt.
Tages-Anzeiger, Seite Zürcher Oberland: „Ein lebenslanger Kampf gegen den Rausch“; (Interview in eigener Sache) am 3.6.11
Interview mit Foto, das ich einem jungen Journalisten gab. In einer Art Kurzbiographie bringt er einige Stationen meines Lebens, schreibt über meine Motivation für diese Arbeit, die Entstehung und das bevorstehende Ende der regelmässigen Aktivitäten dieser Webseite nach vollen 10 Jahren Freiwilligenarbeit. Bemerkenswert, dass das Interview überhaupt erschien, dass es nur auf der Regionalseite erschien, dass es im Internet (bis jetzt) nur über die Suchmaschine zu finden ist, dass gleichzeitig in der Vollausgabe ein ebenso grosser Artikel über einen Winterthurer Stadtrat veröffentlicht wurde, der in der Regionalzeitung „Der Landbote“ den Rausch als auch positiv dargesstellt hatte. Es kommen darin kritische Stimmen zu Wort und der Stadtrat verteidigt seine Position. (Siehe unsern Artikel und Leserbrief dazu.)
Der Landbote, Winterthur: „Die Stadt schenkt weiterhin Alkohol aus“, am 1.6.11
Stadtrat Nicolas Galladé (SP) zieht nach der Dialogwoche „Alkohol“ Bilanz. Er erklärt, warum die Stadt an ihren Apéros weiterhin Wein ausschenken wird und wie er es selbst mit dem Alkohol hält.
Siehe unsern Leserbrief dazu.
Tages-Anzeiger vom 28.5.11 „Wer gerne trinkt, muss auch den Kater lieben“.
Der Kunsthistoriker Peter Richter feiert in seinem neuen Buch die Freude am Trinken. Er sieht sie ernsthaft in Gefahr.
Der 37-jährige Schriftsteller und Kulturjournalist («Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung») schreibt an gegen den Druck der Präventionspolitiker. Sein Buch «Über das Trinken» (Goldmann, München) durchsetzt eine amüsante Kulturgeschichte des Alkohols mit Kapiteln zur Politik und Literatur, zum Saufen und Trinken. Dazwischen berichtet Richter von eigenen Erfahrungen – leidvollen und anderen. Er verklärt und verdammt nicht, schreibt geistreich und gescheit. Wenn auch, dies der einzige Einwand, allzu süffig. (jmb) Kommentar: Nun hat auch der Tages-Anzeiger wie die NZZ (abgesprochen?) am Ende der nationalen Dialogwoch „Alkohol“ die Diskussion mit einem wie Richter schreibt „amüsanten“ Beitrag „bereichert“, der dem schwersten sozialmedizinischen Problem der Schweiz in keiner Weise gerecht wird und falsche Informationen verbreitet. Offenbar ist dies die einzige journalistische Spielart, die unter dem Druck der Alkohollobby noch möglich ist. So weit ist unsere Pressefreiheit verkommen! Wo ist die sogenannte Presse-Kritik? Und der Schweizer Presserat mit seinen schönen Rechten und Pflichten des Journalisten? (siehe unsern am 4.6.11 veröffentlichten Leserbrief)
Der Landbote (Winterthur): Vier Experten, zehn Zuhörer am 25.5.11 (Artikel nicht online)
Informationsabend über Jugend und Alkohol. Die auch enttäuschten Veranstalter werden sich Fragen stellen: Wurde für den Anlass lokal genügend geworben? Versprachen die Referenten neue Erkenntnisse oder kritische Voten, die eine lebhafte Diskussion erwarten liessen? Meiner Einschätzung nach ist das magere Interesse auch darauf zurückzuführen, dass in Winterthur seit jeher eine alkoholfreundliche Politik betrieben wird. Die Verbundenheit mit der Haldengut-Bier-Geschichte sitzt noch tief. Die Alkohol-Testkauf-Ergebnisse sind immer noch katastrophal, weil die Behörden zu wenig einschreiten. Das Albanifest, das Oktoberfest, die Saufkultur von Studenten, das prägt die allgemeine Ansicht, man kann ja doch nichts machen, es gehört halt dazu. Also wozu einen solchen Anlass besuchen?
In den Referaten wurde die aktuelle Situation beleuchtet aber nach dem Lesen des Berichts, besteht der Eindruck, dass keiner der Fachleute auf die gesellschaftliche Relevanz des Alkoholproblems aufmerksam gemacht hat. Es ging eigentlich nur um die Feuerwehreinsätze bei aufkommenden Problemen, aber nicht darum, die Probleme und Schäden nicht entstehen zu lassen. Ganz dem Motto der Dialogwoche entsprechend: Die Alkoholindustrie darf nicht geschädigt werden. Also ja keine Alkoholpolitik! Der Bundesrat könnte ja genötigt werden, Nägel mit Köpfen beim neuen Alkoholgesetz zu machen. Wozu nun diese Dialogwoche?
NZZ: Platzverbot für König Alkohol am 25.5.11
Der Deutschland-Korrespondent der NZZ lässt seinen Frust los, indem er auf einer Achterbahn der Gefühle Argumente und Informationen durcheinanderwirbelt, um am Schluss noch auf das Recht auf Rausch zu plädieren. Ein wirklich “hilfreicher” Beitrag zur nationalen Dialogwoche “Alkohol”. Der NZZ fehlt es offenbar an schweizerischen Fachjournalisten auf diesem Gebiet oder sie will bewusst keinen konstruktiven Beitrag leisten. Die Wirtschaft könnte es übel nehmen. (Siehe auch pendenten Leserbrief)
DRS1, Espresso, am 24.5.11
Das Interview mit dem Direktor der Eidg. Alkoholverwaltung zeigte, dass er sich nur als Verwalter der Spirituosen versteht, obwohl sein Amt offenbar die Zuständigkeit in der Alkoholfrage beansprucht. Die Frage nach höheren Steuern beantwortete er ziemlich ausweichend und erwähnte nicht, dass der Schnaps nur etwa 20% des Alkoholkonsums ausmacht. Wenn eine Alkoholabgabe etwas bewirken soll, muss sie auf die gesamte Alkoholpalette ausgeweitet werden, sonst gibt es nur wieder Verlagerungen auf andere Getränke. Und die Alkoholprobleme werden ja auch durch den Konsum aller Alkoholika verursacht.
Der Widerstand der Alkohollobby ist natürlich vorprogrammiert.
Immerhin ist es bemerkenswert, dass das Schweizer Radio im Rahmen der nationalen Dialogwoche „Alkohol“ nun einmal dieses Thema ansatzweise berücksichtigt hat.
Coop-Zeitung vom 24.5.11, Seite 98 und Online-Forum
Das Heraufsetzen des Mindestalters ist eine von mehreren sinnvollen Massnahmen, wenn eine Gesellschaft ihr Alkoholproblem entschärfen will. Die Widerstände gegen ein Mindestalter sind immer die gleichen, egal bei welchem Alter. Auch wenn einige das Gesetz umgehen, ist der Effekt per Saldo eben doch vorhanden und wertvoll.
Wer von seinen Alkoholerfahrungen auf die Gesamtheit der Bevölkerung schliesst, unterliegt einer Selbsttäuschung.
So gesehen ist die Massnahme von Coop sinnvoll. Dass Coop damit Imagepflege betreibt, um ihre Rolle als grösster Alkoholhändler in der Schweiz zu bemänteln, ist ein anderes Kapitel. Mit ihrer aggressiven Tiefpreispolitik auf dem Alkoholsektor hat sie einen grossen Anteil am Leid und and den gesellschaftlichen Kosten, die das Alkoholproblem uns verursacht.
SF1, Tagesschau am 23.5.11
Es ist positiv zu vermerken, dass der Trend der an Minderjährige verkauften alkoholischen Getränke nach unten zeigt. Aber nach 10 Jahren immer noch rund ein Viertel ungesetzliche Verkäufe sind immer noch viel zu viele. Hinter diesen Zahlen stehen Tausende von Jugendlichen, die sich an den Alkoholkonsum gewöhnen und viele von ihnen werden später Alkoholprobleme haben mit Folgen für die ganze Gesellschaft.
Es ist nun dringend nötig, dass die eidg. Räte die gesetzlichen Grundlagen schaffen, damit die Kantone häufiger kontrollieren und härter strafen. Sonst wird es immer noch viele Wirte und Händler geben, die lieber an den Jugendlichen verdienen als den Jugendschutz einzuhalten.
SF1, 10 vor 10 am 23.5.11
Erfreulich, dass das staatliche Fernsehen im Rahmen der nationalen Dialogwoche „Alkohol“ auf die Problematik der vielen alkoholbehinderten Kinder und Jugendliche aufmerksam macht.
Mir fehlten zwei wichtige Hinweise:
Hinweise auf weitere Stellen, die solchen Kindern Hilfe anbieten. Auch gibt es spezielle Internetangebote.
Die Frage, was unternommen werden müsste, damit diesen Kindern eine solche Jugend erspart bleibt, d.h. dass es weniger Alkoholabhängige gibt, scheint mir zentral zu sein. Sie wurde nicht gestellt. Das ist die Frage nach der wirksamen Prävention, die der Bundesrat und das Parlament nächstens beantworten müssen. Bisher haben sie sich unter dem Druck der Alkoholwirtschaft immer darum herum gedrückt und riesige Kosten und grosses Leid verursacht.
SF1, „PULS“: Wie gefährlich ist Alkohol? am 23.5.11
Die Auswahl der Teilgebiete der Alkoholfrage und ihre Präsentation waren in diesem beschränkten Rahmen sinnvoll und gut dargestellt. Es wäre zu wünschen, dass das Schweizer Fernsehen einzelne Themen vertiefen wird. Nicht zur Sparache kamen vor allem das Ausmass der Schäden und die Notwendigkeit, diese zu reduzieren. Dabei müsste die Einsicht zunehmen, dass trotz über 100 Jahren Alkoholprävention es nicht gelungen ist, die Eigenverantwortung derart zu stärken, dass der krankmachende und der risikohafte Konsum massiv zurückgeht. Dies kann nur durch Verhältnisprävention des Staates erreicht werden. (Auf der Webseite „PULS“ gibt es detailliertere Angaben. Zur Sendung gehörte auch ein Beratertelefon und Internet-Chat.)
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Ich spreche über Alkohol, weil
– ich in einer alkoholbelasteten Familie aufwachsen musste und die Not der über 100’000 Kinder in der Schweiz, die ähnliches erleben, selber erfahren habe;
– ich erleben durfte, dass mein Vater mit Hilfe einer Abstinenten-Gruppe den Weg aus der Abhängigkeit fand und ich aus Solidarität mitging und die Alkoholproblematik von Grund auf kennenlernte;
– seither die Alkoholindustrie auch die Frauen und die Jugend mit ihrem Marketing zu Betroffenen machte;
– die Alkoholindustrie immer mehr auch die Medien und die Politik zu willfährigen Werkzeugen ihrer Marktmacht zu instrumentalisieren vermochte;
– die Alkoholindustrie sogar Teile der Wissenschaft für ihre Zwecke einspannt und uns suggeriert, Alkohol sei gesund;
– die Bevölkerung unter den alkoholbedingten Schäden direkt oder indirekt leidet und ein Leben lang ungefragt die immensen alkoholbedingten Sozialkosten bezahlen muss;
– für mich Gerechtigkeit und Menschenwürde noch eine Bedeutung haben;
– der Jugendalkoholismus eine ernsthafte Bedrohung für die kommenden Generationen und unser Land darstellt;
– ich, seit ich vor 10 Jahren mit meiner Webseite begonnen habe, immer wieder von Fachleuten zu dieser Arbeit angespornt worden bin, die oft nicht selber direkte Wahrheiten aussprechen dürfen, weil sie politische Rücksichten nehmen müssen.
– ich mich in meinem Anliegen vermehrt bestärkt fühle, seit auch die Weltgesundheitsorganisation und die EU mit grossem Einsatz für Verbesserungen kämpfen und ich die mit mir zum Teil befreundeten dortigen Fachleute unterstützen möchte;
– ich hoffe, dass die Wirtschaftsverbände endlich einsehen, dass ihre Verhinderung einer wirksamen Alkoholpolitik dem Land und ihnen selber schadet;
– ich hoffe, mit meinen Informationen dazu beizutragen, dass die Bevölkerung lernt, ihre eigenen Interessen wahrzunehmen und die Politik dazu drängt, endlich ihre Verantwortung zu übernehmen und für eine wirksame Alkoholpolitik zu sorgen;
– ich hoffe, dass viele Bewohner unseres schönen Landes den Aufruf für eine wirksame Alkoholpolitik mitunterzeichnen, damit Bundesrat und Parlament die neue Alkoholgesetzgebung so gestalten, dass der Alkoholkonsum generell deutlich zurückgeht und damit auch die vielfältigen alkoholbedingten Schäden.
UND SIE?
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14.04.2011:
Heute ist die Einladung zum Kickoff-Event der Aktion am 20.5.11 eingetroffen.
Zwei Details sind bemerkenswert:
a) Es sollen keine politischen Themen diskutiert werden
b) Es werden auch alkoholische Getränke verkauft.
Das Bundesamt für Gesundheit hält nichts von Vorbildwirkung und unterstützt das Alkoholgewerbe. Dies im Gegensatz zur WHO, die schon vor Jahren festhielt, Alkoholprävention könne nicht mit der Alkoholindustrie geplant werden. Interpretiert man den heutigen Tages-Anzeiger Artikel über die kürzliche EU-Krebsforschung, muss man schliessen: Das BAG fördert zusätzliche Krebserkrankungen.