Montag 4. Juli 2011 von htm
Alkoholverbote, Bussen für Littering, Wegweisungen – Schweizer Städte domestizieren ihren öffentlichen Raum
In den Städten geniessen wir die Vorzüge der 24-Stunden-Gesellschaft, doch sobald uns Lärm und Littering stören, rufen wir nach dem Staat. Dieser antwortet mit Verboten und Bussen – und schiesst oft übers Ziel hinaus. … (Quelle: Neue Zürcher Zeitung, 4.7.11) unser Online-Kommentar: Wenn der Kragen platzt.
Immer mehr Gemeinden, Verkehrsbetriebe, Stadien erwägen Massnahmen gegen überbordende Folgen des Alkoholkonsums. Sie ziehen die Notbremse und betreiben Symptombekämpfung. Das gefällt natürlich nicht allen, am wenigsten der Alkoholbranche, die ja am meisten von den krankhaft und risikoreich Konsumierenden verdienen, die etwa 50% des Konsums bestreiten.
Viel besser wäre für alle eine sinnvolle Alkoholpolitik. Damit eine solche aber verwirklicht werden könnte, bräuchte es ein korrekt informiertes Stimmvolk, das seine Interessen wahrnehmen könnte. Das hinwiederum ist gar nicht im Interesse der Alkoholindustrie und ihrer Verbündeten, also wird diese Information verhindert: Von den Medien und der Politik. Die Bevölkerung, die Passivtrinker, wie die WHO sagt, sind die Betrogenen. Sie bezahlt ein Leben lang ungefragt die Sozialkosten und leidet unter den Schäden.
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Dienstag 28. Juni 2011 von htm
Der Meinungsstreit zum Alkoholverbot in den Stadien der ersten und zweiten Fußball-Bundesliga geht quer durch die Gesellschaft. Auch die Innenpolitiker sind sich uneins in ihrer Bewertung.
Hessens Innenminister Boris Rhein (CDU) stößt mit seinem Vorstoß für ein Alkoholverbot in Fußballstadien auf wenig Gegenliebe. Er will mit einem Alkoholverbot in den Stadien Gewaltexzesse eindämmen. Seiner Meinung nach enthemmt erst der Alkoholkonsum viele der späteren Täter. … (Quelle: Google Alkohol News, 27.6.11) blog.nz-online.de, 27.6.11
unser Online-Kommentar: Ein teilweises Alkoholverbot, wie beispielsweise in Stadien, immer oder nur bei Hochrisikospielen, ist eine Art von Symptombekämpfung, die Sinn machen kann, wenn keine besseren Möglichkeiten zur Verfügung stehen, um die Randalierer vor sich selbst und die Stadien, Bahnen, normalen Fans und Steuerzahler vor denen zu schützen.
Besser wäre natürlich, wenn mittels einer richtigen Alkoholpolitik der Alkoholkonsum und damit die alkoholbedingten Schäden generell heruntergefahren würden. Die von vielen im voraus bejammerte angebliche Freiheitsberaubung geschieht ja nicht beim Konsum sondern beim Erdulden der Schäden und deren Kosten durch die Allgemeinheit – nach dem Motto: Die Profite der Alkoholindustrie, die Schäden der Gesellschaft.
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Donnerstag 1. April 2010 von htm
15.3.2010
Redaktion der
Neuen Zürcher Zeitung
Briefe an die NZZS
8021 Zürich
Per e-mail redaktion@nzz.ch
Leserbrief zu „Die kontrollierte Kindheit“ und „Auch Ältere trinken exzessiv“ vom 15.3.2010
Allan Guggenbühl plädiert dafür, dass sich Jugendliche mit der wirklichen Welt auseinandersetzen können, damit sie so lernen, mit den Tücken des Lebens umzugehen.
Als Beispiel einer Fehlentwicklung führt er die Einführung eines Mindestalters von 16 Jahren für Alkoholverkäufe an Jugendliche an. Dies habe zu heimlichen Saufgelagen mit Wodka geführt. Die Auseinandersetzung mit der wirklichen Welt könne z.B. bei einem Gratis-Glas Wein in den Tempeln der Trunksucht stattfinden, wie der Vater einer kinderreichen Familie vorschlage.
Diese Diagnose greift eindeutig zu kurz. Man kann Massnahmen der Verhältnisprävention, wie Mindestalter, Verkaufsverbote in Stadien oder Konsumverbote auf gewissen Plätzen und Strassen, wie sie im Ausland erlassen werden, als Symptombekämpfung taxieren, aber solange die Politiker nicht gewillt sind, die Verantwortung der Gesellschaft zu akzeptieren und entsprechende Massnahmen zu beschliessen, ist die bisherige Symptombekämpfung besser als nichts. Allerdings ist auch zu bemerken, dass die Seuche des jugendlichen Wodkatrinkens eine Folge kurzsichtiger Politik ist: Als es darum ging, die katastrophale Alcopopwelle zu brechen, wurde nur eine Sondersteuer beschlossen, ohne an flankierende Massnahmen zu denken. Diese hätten eben auch die Erwachsenengesellschaft getroffen. Und dies geht der bürgerlichen Parlamentsmehrheit zu weit. So bleibt es bei Alibiübungen gegen die jugendlichen Konsumenten, die sich nicht wehren können. Dass auch erwachsene Männer zum exzessiven Trinken neigen, belegt die heute publizierte Studie aus dem Berner Inselspital.
Dass das kontrollierte Trinken im Elternhaus oder im Restaurant präventive Wirkung haben könnte, ist zweifelhaft. Gemäss einer kürzlichen Studie konsumieren Jugendliche, die zu Hause zum Alkoholkonsum geführt wurden, ausserhalb der Familie ebenso. Die abschreckende Wirkung in der Beiz wird wahrscheinlich nüchtern eher besser erlebt. Auch ist fraglich, ob wirklich eine Abschreckung stattfindet oder nicht einfach die alkoholfreudige Gesellschaft ihre prägende Wirkung entfaltet, die auch Prävention bei der Jugend unglaubwürdig und damit unwirksam macht. Auch ist bekannt, dass früher jugendlicher Alkoholkonsum in späteren Jahren zu mehr Suchtproblemen führen.
Wer unsere Alkoholprobleme nachhaltig reduzieren will, kommt nicht darum herum, für eine Politik der evidenzbasierten Verhältnisprävention und für eine Verhaltensprävention einzustehen, welche Akzeptanz in der Bevölkerung für die verhaltensändernde Verhältnisprävention schafft. Vor allem zwei bürgerliche Parteien sollten sich dazu durchringen. Sie haben die jährlichen Milliardenschäden, das Leid und die verminderte Lebensqualität seit Jahrzehnten zu verantworten, die wir alle als Passivtrinker (wie die WHO sagt) zu zahlen und zu erdulden haben. Wie können diese Politiker noch in den Spiegel schauen? Übrigens: Auch Psychologen sollten sich auf diesem Spezialgebiet weiterbilden, z.B. bei www.alkoholpolitik.ch.
Freundliche Grüsse
Hermann T. Meyer
(nicht veröffentlicht)
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Donnerstag 30. Juli 2009 von htm
Online-Kommentar zu „Suchtexperte kritisiert Freiburger Alkohol-Urteil“ in WELT-ONLINE, 29.7.09
Kontrabass:
Einen gewissen präventiven Effekt hat ein lokales Alkoholverbot schon, schränkt es doch den Konsum und die Gewalt etwas ein. Aber man muss sich klar sein, dass es nur Symptombekämpfung ist, um die andern Passanten zu beruhigen. Solange die Regierung nicht auf die Fachleute hört und endlich wirksame Massnahmen beschliesst, wird sich nicht viel ändern. Nur der Druck der mässig Konsumierenden, die angeblich ja in der Mehrzahl seien, zusammen mit der Polizei und dem Gesundheitspersonal könnte einer Regierung Mut machen, gegen die Alkoholindustrie und die Werbebranche aufzustehen. Bis es soweit ist, nehmen wir alle die gewaltigen Schäden und Kosten in Kauf. Da die Bevölkerung wenig bis falsch informiert ist, wird es noch lange dauern. Die Alkohollobby kann entspannt zuschauen und ihre Gewinne kassieren. Mehr Infos auf https://www.alkoholpolitik.ch.
Kategorie: Alkoholindustrie, Allgemein, Gerichtsfälle, Gewalt/Kriminalität, Internationales, Jugend, Leserbriefe, Politik, Verhältnis-Präv. |
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