Samstag 19. Juli 2014 von htm
11.07.2014
Redaktion
Tages-Anzeiger
Leserforum
8004 Zürich
Leserbrief zu „Mario Babini will trotz U-Haft im Parlament bleiben“ am 10.07.14
SVP-Gemeinderat Mario Babini soll im Restaurant Bederhof in angetrunkenem Zustand mehrere Gäste angepöbelt und einen mit dem Sackmesser bedroht haben. Jetzt hat die SVP-Fraktion ein Ausschlussverfahren eingeleitet.
Betrachtet man das Foto des lächelnden Mario Badini, erscheint er einem wie der sprichwörtliche Saubermann, der keiner Fliege etwas zuleide tun könnte. Er sieht sich wohl selber so, denn er will trotz mindestens sechs weiterer Verfehlungen, im Parlament als gewählter Volksvertreter weitermachen.
Offensichtlich ist er einer von vielen, die beim Alkohol die von den bürgerlichen Parteien beschworene Selbstverantwortung nicht aufbringen können. Statt ihn nun abzustrafen, sollte die Partei ihn überzeugen, dass er sein Alkoholproblem in den Griff bekommen müsse. In erster Linie sollte sie anerkennen, dass er eines der vielen Opfer ihrer unsolidarischen Alkoholpolitik ist, die nicht wahrhaben will, dass der Alkohol ein gesellschaftliches Problem darstellt. Vor allem die SVP weigert sich ja immer wieder, mit wirksamen präventiven Mitteln den Alkoholkonsum zu senken.
So werden wir täglich auf allen Medienkanälen mit Alkoholwerbung und –Lifestyle-Stories überflutet, damit Alkohol unser ständiger Begleiter in allen Lebenslagen, von der Wiege bis zur Bahre, werden und bleiben soll. Kein Wunder, dass die Zahl der Risiko-Konsumenten steigt. Und jene, die dem Risiko nicht mehr standhalten können, werden ausgeschlossen. Als Druckmittel, Mario Babini zur Einsicht zu bringen, durchaus sinnvoll. Um sich eines „Nestbeschmutzers“ zu entledigen und dann doch die alte alkoholfreundliche Politik weiterzuverfolgen, menschenfeindlich, heuchlerisch und gesellschaftsschädigend.
Freundliche Grüsse
Hermann T. Meyer, Effretikon
(nicht veröffentlicht)
Kategorie: Alkoholkrankheit, Allgemein, Arbeitsplatz, Geschichten, Gewalt/Kriminalität, Leserbriefe, Politik, Schweiz, Verhältnis-Präv., Verschiedene |
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Samstag 5. Februar 2011 von htm
In einem heute erschienen Inserat wirft die SVP (Schweiz. Volkspartei) den Linken und den Mitteparteien vor, sie seien dafür verantwortlich, dass wir seit Anfang Jahr 4 Milliarden Franken zusätzlich für Abgaben, Steuern und Gebühren zu zahlen hätten. Wie wäre es, wenn diese Partei einmal zur Kenntnis nehmen würde, dass wir seit Jahrzehnten jährlich Milliarden an alkoholbedingten Sozialkosten zu tragen haben, weil sie nicht bereit ist, wirksame Alkoholprävention zu unterstützen?
Kategorie: Allgemein, Medien, Politik, Schweiz, Sozialkosten, Statistik, Verhältnis-Präv., Veröffentlichungen |
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Donnerstag 1. April 2010 von htm
20.3.2010
Tages-Anzeiger
Redaktion Leserforum
8021 Zürich
Per E-Mail
Leserbrief zu „Ein Problem der Moral, nicht des Rechts“ vom 20.3.10
Seit Tagen, ja Wochen hacken die Medien auf der katholischen Kirche herum, damit diese endlich die vielen Fälle sexuellen Missbrauchs von Kindern, begangen durch ihr Personal, aufarbeitet. Sogar der Papst fühlt sich genötigt, deshalb heute einen Brief an seine Schäfchen zu versenden.
Keine Frage, diese Verbrechen an Kindern sind verabscheuungswürdig und gehören geahndet, deren Vertuschung ist nicht tolerierbar, den Opfern gebührt Schutz, Hilfe und Genugtuung.
Besteht aber nicht auf einem andern Gebiet ein eklatantes Wahrnehmungsdefizit bei den Medien, nämlich bei den weltweit Millionen von Kindern, die ihre Kindheit und Jugend in einer alkoholbelasteten Familie verbringen müssen? In der Schweiz allein schätzt man deren Zahl auf 100’000 bis 150’000. Dazu sind die beträchtliche Zahl von Vergewaltigungen mit Hilfe von Alkohol, von alkoholbedingt unerwünschten Kindern zu zählen. Demgegenüber erscheint das Problem der sexuell missbrauchten Kinder in der Kirche zahlenmässig direkt ein Randproblem.
Aber die Medien und die bürgerlichen Parteien weigern sich standhaft, das Alkoholproblem aufzuarbeiten. Und die SVP, die mit ihrem Namen angibt, dem Volk zu dienen, wurde wahrscheinlich durch meine Newsletter mit Hinweisen auf die von der WHO vorbereitete Resolution im Hinblick auf eine Alkohol-Strategie derart aufgeschreckt, dass sie gleich mehrfach dem Bundesrat ängstliche Fragen stellte, dieser wolle doch nicht etwa den Empfehlungen der WHO folgen und das Alkoholproblem entschärfen.
Erstaunlicherweise hat der neue Innenminister ihre Bedenken nicht vollständig ausräumen wollen. Was etwas Hoffnung in einem über hundert Jahre währenden Kampf aufkommen lässt, aber die SVP sicher zu noch grösseren Anstrengungen anspornen wird. Sollte man daraus das Fazit ziehen, dass die katholische Kirche bei den Medien und der SVP weniger Freunde hat als die Alkoholindustrie? Oder handelt es sich wieder einmal um den Balken in den eigenen Augen?
Gerechterweise muss ich beifügen, dass die katholische Kirche beim Alkoholproblem die gleiche Zurückhaltung übt, obwohl sie in letzter Zeit bei einigen sozialpolitischen Themen Flagge gezeigt hat. Auch hier besteht ein Problem der Moral und oft eines des eigenen Trinkverhaltens.
Freundliche Grüsse
Hermann T. Meyer
(bis heute nicht veröffentlicht)
Kategorie: Alkoholindustrie, Allgemein, Jugend, Kinder, Leserbriefe, Medien, Politik, Prominenz, Religion und Alkohol, Schweiz, WHO |
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Donnerstag 25. Februar 2010 von htm
Leserbrief zu „Alkoholsucht des WEF-Polizeichefs war schlimmer als zugegeben“ vom 19.2.10 und
„Bündner SVP fordert eine „Reinhardt-PUK““ vom 20.2.10 beim Tages-Anzeiger
Eine Alkoholikerkarriere, wie sie in der Schweiz zu Hunderttausenden stattfindet, endet wie viele andere auch im Tod. Genau so tragisch und wie oft mit einem ebenso falsch reagierenden Umfeld. Der Unterschied zum „Normalfall“ liegt in der gesellschaftlich exponierten Position des Betroffenen, des damit verbundenen Sicherheitsrisikos und des dadurch zwangsläufig entstandenen Medieninteresses.
Bei den politisch mitbetroffenen Behörden und Parteien wird nun auf Schadensbegrenzung gemacht (FdP) oder versucht, noch Kapital herauszuschlagen (SVP). Beide Parteien würden sich besser darauf konzentrieren, ihre Position in Bezug auf das Alkoholproblem prinzipiell zu überdenken. Sie sind es vor allem, die seit jeher verhindern, dass eine evidenzbasierte, wirksame Alkoholprävention in unserem Land die alkoholbedingten Schäden massiv verringern könnte. Im Mai wird die WHO an ihrer Generalversammlung über eine globale Alkoholstrategie debattieren und entscheiden. Es wäre höchste Zeit, dass die beiden Parteien ihre Verantwortung endlich wahrnehmen und die Umsetzung dieser WHO-Resolution in der Schweiz ermöglichen würden. Dann wäre der WEF-Polizeichef nicht umsonst gestorben.
Freundliche Grüsse
Hermann T. Meyer
(ungekürzt veröffentlicht am 25.2.10) (Am 1.3.10 auch von der Neuen Zürcher Zeitung ungekürzt veröffentlicht.)
Kategorie: Alkoholkrankheit, Allgemein, Arbeitsplatz, Gewalt/Kriminalität, Leserbriefe, Politik, Prominenz, Schweiz, Verhältnis-Präv., Verschiedene, Weltgesundheits-Org. |
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Sonntag 25. Oktober 2009 von htm
Eine Gruppe von wirtschaftsnahen CVP-Politikern lässt das Parlament nach rechts kippen. Die Mehrheiten zu vielen Vorlagen im Parlament werden im Berner Restaurant Lorenzini gezimmert. Dort treffen sich jeweils zehn Tage vor der Session elf Nationalräte, die den rechten Flügel der CVP bilden, zum Mittagessen. Der wegen seiner Wirtschaftsnähe auch «KMU-Flügel» genannte Trupp rund um den Berner Nationalrat Norbert Hochreutener (übrige Mitglieder siehe Schluss des Textes) legt dort seine Positionen fest. Immer wieder verhilft der KMU-Flügel FDP und SVP, die alleine nicht genug Stimmen haben, zu knappen rechten Mehrheiten im Nationalrat. Das Nachsehen haben Linke und Grüne – und die Mehrheit der eigenen CVP. Er brachte auch die Alkoholwerbung ins Schweizer Fernsehen. (Quelle: SontagsZeitung, 25.10.09) Kommentar: Das Nachsehen haben auch das Schweizer Volk und paradoxerweise die Wirtschaft, die als Passiv-Trinker die Zeche dieser unchristlichen Politik bezahlen.
Kategorie: Allgemein, Arbeitsplatz, Gewalt/Kriminalität, Jugend, Politik, Schweiz, Verschiedene, Werbung |
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Mittwoch 9. September 2009 von htm
Leserbrief zur Lesermeinung in der heutigen Nummer der Winterthurer Zeitung, 9.9.09, Seite 7
Studie zur Jugendgewalt
SVP-Kantons- und Gemeinderat René Isler bezieht sich auf die Studie über Jugendgewalt im Kanton St. Gallen und polemisiert in diesem Zusammenhang gegen die Linken und einen SP-Professor. Sicher kann man oft mit gesundem Menschenverstand Ursachen und Wirkungen in unserer Gesellschaft erfassen und verstehen, aber Politiker wollen Beweise sehen und die liefert die Wissenschaft mit ihren Untersuchungen. Gerade der Zusammenhang von Alkohol und Gewalt wurde bis vor etwa zwei Jahren auch von den Behörden totgeschwiegen, obwohl er offensichtlich war. Auch klar ist der Zusammenhang von Alkohol und Gesundheits-oder IV-Kosten, aber die SVP will das partout nicht sehen. Noch bei jeder im Parlament auftauchenden Vorlage, welche diese Kosten durch Senkung des Alkoholkonsums vermindern will, stellt sich die SVP quer und überlässt die Milliarden an Sozialkosten dem Staat, dem Steuer- und Prämienzahler. Das sind pro Kopf mehrere hundert Franken pro Jahr. Gerade jetzt dürfen wir wieder eine massive Prämienerhöhung bei den Krankenkassenbeiträgen praktisch ohne Möglichkeit der Gegenwehr schlucken und eine unsoziale Mehrwertsteuererhöhung zwecks Sanierung der IV bewilligen. Die Gewinne bleiben weiterhin bei der Alkoholindustrie, die sozialen Folgen zahlen wir alle. Dank der SVP, die immer wieder auf die Eltern zu sprechen kommt, die wir mit blossen Appellen nicht ändern können. Es wird ja seit vielen Jahren schon versucht. Nur jene Eltern, die von sich aus verantwortungsbewusst sind, werden mit Weiterbildungskursen erreicht. Statt dessen züchten wir Teile einer Generation von zukünftigen Eltern heran, die mit ihrem Rauschtrinken-Hintergrund jede Gewähr bietet, in Zukunft noch mehr alkoholgeschädigte Kinder und nochmals Generationen von Kindern in alkoholbelasteten Familien hervorzubringen. Ob das wirklich im Interesse der SVP liegt, wage ich zu bezweifeln, oder spekuliert sie etwa auf diesen Wählernachwuchs?
Freundliche Grüsse
Hermann T. Meyer
(bis 16.9.09 nicht veröffentlicht)
Kategorie: Allgemein, Jugend, Jugendliche, Leserbriefe, Politik, Schweiz, Verhältnis-Präv. |
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