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Alkoholpolitik und Volksgesundheit

Die Jugend ist die riskanteste Lebensphase

Mittwoch 6. Juni 2012 von htm

Die 1,8 Milliarden Heranwachsenden auf der Erde leben wesentlich ungesünder als alle Generationen vor ihnen

Endlich abnehmen! Endlich rauchfrei! Endlich trocken! Viele Menschen wären gerne von ihrem Laster befreit, doch nur wenigen gelingt das. Zu schwer fällt es, eine meist seit der Jugend bestehende Marotte auszulöschen. Das Gehirn hat sich fatalerweise längst an Unmengen von Zucker, Nikotin oder Alkohol gewöhnt. Zudem hat der jahrelange Raubbau längst Spuren hinterlassen. Selbst wenn man sich bemüht, verschwinden Fettleber und Raucherlunge nicht ganz vollständig. Die Einsicht kommt meist zu spät.

Jedes Jahr sterben 2,8 Millionen Menschen an den Folgen ihres Übergewichts. Als Risikofaktor für Krebs und Herz-Kreislauf-Erkrankungen ist das Rauchen immer noch die zweithäufigste Todesursache weltweit. Und maßloser Alkoholkonsum schadet Leber, Herz und Gehirn. Wie kann es sein, dass wir zwar Milliarden an Forschungsgeldern ausgeben – aber dann alle Studienergebnisse grob ignorieren?

Die Frage ist nicht mit einem Satz beantwortet, die Ursachen sind zu vielschichtig. Sicher ist aber, dass man sich meist erst dann Gedanken macht, wenn es bereits zu spät ist. Prävention ist also die Stellschraube, um die Gesundheit der Bevölkerung zu verbessern. Doch bisher wird viel zu wenig für die Vorsorge getan. Um klarzustellen, dass das Thema in Zukunft brisanter wird, lohnt ein Blick in die Statistiken. Anlässlich der 45. Sitzung der Kommission zur Bevölkerung und Entwicklung im April dieses Jahres hat das Journal „Lancet“ eine vierteilige Serie herausgebracht, die sich den Patienten der Zukunft widmet: den Jugendlichen von heute. …
(Quelle: Google Alkohol News, 6.6.12) welt.de, 5.6.12

unser Online-Kommentar: Der Alkoholkonsum Jugendlicher hätte auch einen eigenen Abschnitt verdient. Seine Gefährlichkeit zeigt sich nicht zuletzt darin, dass viele Krebsarten, HIV, sexuelle Probleme, Suizide mit Alkohol zusammenhängen können. Dieses Lifestyle-Gift ist noch mehr akzeptiert als der Tabak. Seine Bekämpfung ist deshalb noch weit schwieriger und hat auch keine schwergewichtigen Lobbies. Vor allem die Politik ist oft selber alkoholbehindert, was eine wirksame Aufklärung und strukturelle Prävention fast unmöglich macht.

Kategorie: Alkoholkrankheit, Allgemein, Armut, Entwicklungs- und Schwellenländer, Gesundheit, Internationales, Jugend, Jugendliche, Politik, Statistik, Verhältnis-Präv., Veröffentlichungen | Keine Kommentare »

Leserbrief zu „Party machen – nur eine Lebensphase

Dienstag 2. November 2010 von htm

23.10.2010

Redaktion
Neue Zürcher Zeitung
8001 Zürich

Per e-mail

Leserbrief zum Leserbrief „Party machen – nur eine Lebensphase“, vom 23.10.2010

Dieses Plädoyer fürs Partymachen liest sich gut, es endet mit einem Zitat von Roberto Blanco „Ein bisschen Spass muss sein.“

Egal, ob sich die Autorin damit ihr Gewissen beruhigt, die Alkoholindustrie ihre Interessen verteidigt, wesentlich ist doch, dass in diesem Party-Text die Kehrseite der Medaille völlig ausgeblendet bleibt. Man könnte meinen, sie wehre sich dagegen, dass die Erwachsenenwelt der Jugend den Spass nicht gönnen mag.

Tatsache ist leider, dass dieser Spass negative Konsequenzen hat, die man natürlich ignorieren kann, weil man sie am eigenen Leib nicht oder noch nicht erfahren hat, die man aber auch als einigermassen intelligentes Wesen aus der Wissenschaft oder der Tagespresse entnehmen und für sich selber verarbeiten könnte. Eine andere Ebene wäre dann die Verantwortung der Politiker, die das Gesamtwohl der Bevölkerung im Auge haben und entsprechend auf Fehlentwicklungen reagieren sollten. Bis heute ist noch sehr wenig in dieser Richtung geschehen.

Tatsache ist, dass in den USA 25% der Teenager binge drinking betreiben. In Deutschland sind ein Drittel der 10 bis 18-Jährigen mindestens dreimal pro Monat betrunken, 43% von ihnen betreiben binge drinking mindestens einmal pro Monat. In der Schweiz werden täglich 6 Jugendliche betrunken in Spitäler eingeliefert. Es gibt laufend neue Statistiken. Der Unterschied zum Rauschtrinken der Erwachsenen, die als Vorbild dienen, besteht darin, dass das Gehirn der Jugendlichen noch nicht voll entwickelt und deshalb anfälliger auf Beschädigung durch den Alkohol ist. Das weiss man eigentlich schon lange, in letzter Zeit wird aus der Forschung aber laufend mehr darüber bekannt. Dazu kommt, dass mit dem Rauschtrinken beträchtliche Nebenwirkungen entstehen: Gewalt, sexuelle Gewalt, unerwünschte Schwangerschaften, Kinder mit vorprogrammierten schlechteren Chancen, Verkehrsunfälle mit Alkohol am Steuer und unschuldigen Drittpersonen als Opfer, schlechtere Schulabschlüsse, verminderte Berufschancen.

Diese Nebenwirkungen können einzelne Personen, aber auch die ganze Gesellschaft betreffen. Die WHO nannte uns alle Passivtrinker, weil wir ungefragt ein Leben lang horrende Beträge an die alkoholbedingten Sozialkosten bezahlen und unter der eingeschränkten Lebensqualität leiden, egal ob und wie viel wir selber trinken. Auch der Wirtschaft sollte es nicht gleichgültig sein, welche Qualität die zukünftigen Arbeitskräfte mit sich bringen, wie viele hochqualifizierte Menschen zum Ausgleich „importiert“ werden müssen.

Goethe soll gesagt haben „Jugend ist Trunkenheit ohne Wein“. In diesem Sinn möchte ich die Leserbriefschreiberin einladen, einmal eine lustige Party ohne Alkohol zu feiern und am andern Tag rückblickend den Vergleich mit einer „normalen“ Party zu ziehen. Vermutlich würde sie bei der alkoholfreien Party Gleichaltrige mit weniger alko-hohlen Köpfen angetroffen haben, die ohne Alkohol cool, d.h. selbstbestimmt sein können.

Freundliche Grüsse
Hermann T. Meyer
(nicht veröffentlicht bis 2.11.10)

Kategorie: Alkoholindustrie, Allgemein, Gesundheit, Gewalt/Kriminalität, Jugend, Leserbriefe, Passivtrinker, Politik, Schweiz, Sozialkosten, Statistik, Verkehr, Veröffentlichungen, Weltgesundheits-Org., Wirtschaft | Keine Kommentare »

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