Der Wodkakonsum bei Schweizer Jugendlichen
Donnerstag 13. August 2009 von htm
Leserbrief zu „Junge Schweizer trinken doppelt so viel Wodka wie früher“ im Tages-Anzeiger vom 8.8.09) (veröffentlicht am 13.8.09 mit einigen Aenderungen und Streichungen.)
Keine nachhaltige Alkoholpolitik (Titel von der Redaktion gesetzt)
Der Wodka-Konsum habe sich von 2002 bis 2008 in der Schweiz verdoppelt, die jährliche Zuwachsrate liege im zweistelligen Bereich, jubeln die Importeure. Die Zürcher CVP-Nationalrätin Kathy Riklin nimmt an, dies sei auf die Alcopopsteuer zurückzuführen, die Jungen seien auf Wodka ausgewichen und mixten ihre Drinks nun billiger selber. Eine Verteuerung von Wodka sei keine Lösung, dann würde einfach ein anderer billiger Fusel zum Mischen verwendet.
Tatsache ist, dass das Parlament bereits 1999 entgegen der Warnungen der Suchtfachleute die Steuern auf Spirituosen auf lächerliche 29 Fr. gesenkt und damit einen massiven Konsumanstieg bewirkt hat. Das gleiche Parlament hat nach langem Zögern die Alcopopsteuern beschlossen, ohne an flankierende Massnahmen zu denken, die ein Ausweichen auf andere Spirituosen oder Biermischgetränke verhindert hätten. (Z.B. eine allgemeine Alkoholsteuer, oder eine spürbare Steuer auf Bier und Spirituosen) Auch Mindestpreise waren kein Thema. Frau Riklin war damals ebenfalls im Nationalrat und Exponenten ihrer Partei, die sich verbal immer für Familienpolitik stark macht, sind bei Alkoholfragen oft bei der Alkohollobby anzutreffen. Der Nationalrat hätte in der Herbstsession bei der Behandlung der TV-Reklame im Zusammenhang mit dem Media-Abkommen wieder einmal Gelegenheit zu zeigen, dass er lernfähig ist.
Alkoholgesetze werden normalerweise erlassen, wenn sie die Jugend betreffen, die Erwachsenen wollen sich nicht in die Verantwortung nehmen lassen. Einmal beschlossene Alkohol-Gesetze werden auf lange Frist nicht verbessert, weil befürchtet werden muss, dabei könnten auch die wertvollen Bestandteile noch verloren gehen.
Der Hauptfehler aber ist, dass wir in der Schweiz keine nachhaltige Alkoholpolitik kennen, weil das Parlament im Zweifelsfall „politisch“ entscheidet, d.h. den Alkohol-Wirtschaftsinteressen den Vorzug gibt. Dazu haben wir einen Gesundheitsminister, der von sich selber sagt, er trinke manchmal übermässig Wein. (Zitat Coopzeitung, 16.6.09) Von ihm ist keine einsichtige, intelligente Alkoholpolitik zu erwarten. Man kann nur auf einen besseren Nachfolger hoffen.
Freundliche Grüsse
Hermann T. Meyer
Kategorie: Alcopops (de), Alkoholindustrie, Alkoholsteuern, Allgemein, Jugend, Politik, Schweiz, Verhältnis-Präv., Verschiedene | Keine Kommentare »