Sehr erfreulich, dass Der Beobachter nun in der Alkoholfrage zu seiner normalen kritischen Haltung gefunden hat, nachdem er während Jahrzehnten stur die Alkoholindustrie unterstützt hat.
Die im Artikel erwähnten fehlerhaften Untersuchungen haben international angesehene Fachleute schon lange kritisiert, wurden aber lange nicht gehört. Viele dieser Studien sind noch auf meiner Webseite zu finden: www.alkoholpolitik.ch. Übrigens: Roter Traubensaft enthält alle wertvollen Inhaltsstoffe. Aber auch viel natürlichen Zucker. Nach Bedarf mit Wasser verdünnt, kühl serviert, wird er zum köstlichen Durstlöscher.
Leserbrief zu „CO2-Gesetz: Wissenschafter geben Ja-Parole heraus“, vom 23.4.2021
Reto Knutti, Klimaforscher an der ETH Zürich, begründet, warum er und über 100 führende Forscher die Ja-Parole für das CO2 –Gesetz unterstützen. Diese politische Einflussnahme galt bisher für Forscher oft als Tabu. Nun sagt er, wenn die Wissenschaft es unterlasse, die Zahlen und Fakten zu deuten, würden es allein die Lobbyisten tun
Auf einem andern Gebiet, wo Menschen seit jeher leiden und sterben (jährlich weltweit 3 Mio. Tote) wünschte man sich, die Wissenschaft würde ebenfalls ihre Stimme unüberhörbar laut erheben: der Alkoholfrage. Seit gut 10 Jahren hat sich die Politik von der Alkohollobby völlig vereinnahmen lassen und nach und nach auch die letzten wirksamen Präventionsmassnahmen aufgegeben:
Verzicht auf ein verbessertes Alkoholgesetz, Verzicht auf ein Präventionsgesetz, Verbot der Alkoholwerbung am Fernsehen, Alkoholverbot auf Autobahnraststätten, Schubladisierung der einstimmig angenommenen Resolution der WHO-Generalversammlung 2010. Indem sie die Resolution annahm, appellierte die Generalversammlung an die Mitgliedsländer, die Globale Alkohol-Strategie zur Verminderung des schädlichen Gebrauchs von Alkohol zu übernehmen und umzusetzen, um die öffentliche Gesundheitspolitik in den Mitgliedsländern zu ergänzen und zu unterstützen. Stattdessen wurde die auch präventiv aktive Eidgenössische Alkoholverwaltung zerschlagen, die ausserparlamentarische Kommission für Alkoholfragen aufgehoben, die Abteilung Alkohol beim BAG in eine Suchtabteilung eingegliedert und geschwächt.
Wo waren die empörten Stimmen der Wissenschaft? Wahrscheinlich zum Teil ausgewandert, weil bei unsern Politikern Hopfen und Malz verloren sind. Aber vielleicht fassen sie nun Mut, gegen die mächtigste Lobby aufzutreten und gegen die für die Gesellschaft gefährlichste Droge anzukämpfen. Das Tabu wurde ja einmal mehr gebrochen.
Leserbrief zu „Tabubruch fürs Klima“ im Tagi vom 23.4.2021
Reto Knutti, Klimaforscher an der ETH Zürich, begründet, warum er die Ja-Parole für das CO2 –Gesetz unterstützt. Diese politische Einflussnahme galt bisher für Forscher als Tabu. Nun sagt er: „Wir haben das Feld zu lange den Lobbyisten überlassen.“ Und zum Schluss meint er: „Wenn die Gefahr besteht, dass Menschen leiden oder sterben, dann ist es unsere Aufgabe, das laut zu sagen.“
Auf einem andern Gebiet, wo Menschen seit jeher leiden und sterben (jährlich weltweit 3 Mio. Tote) wünschte man sich, die Wissenschaft würde ebenfalls ihre Stimme unüberhörbar laut erheben: der Alkoholfrage.Seit gut 10 Jahren hat sich die Politik von der Alkohollobby völlig vereinnahmen lassen und nach und nach auch die letzten wirksamen Präventionsmassnahmen aufgegeben:
Verzicht auf ein verbessertes Alkoholgesetz, Verzicht auf ein Präventionsgesetz, Verbot der Alkoholwerbung am Fernsehen, Alkoholverbot auf Autobahnraststätten, Schubladisierung der einstimmig angenommenen Resolution der WHO-Generalversammlung 2010. Indem sie die Resolution annahm, appellierte die Generalversammlung an die Mitgliedsländer, die Globale Alkohol-Strategie zur Verminderung des schädlichen Gebrauchs von Alkohol zu übernehmen und umzusetzen, um die öffentliche Gesundheitspolitik in den Mitgliedsländern zu ergänzen und zu unterstützen. Stattdessen wurde die auch präventiv aktive Eidgenössische Alkoholverwaltung zerschlagen, die ausserparlamentarische Kommission für Alkoholfragen aufgehoben, die Abteilung Alkohol beim BAG in eine Suchtabteilung eingegliedert und geschwächt.
Wo waren die empörten Stimmen der Wissenschaft? Wahrscheinlich zum Teil ausgewandert, weil bei unsern Politikern Hopfen und Malz verloren sind. Aber vielleicht fassen sie nun Mut, gegen die mächtigste Lobby aufzutreten und gegen die für die Gesellschaft gefährlichste Droge anzukämpfen. Das Tabu wurde ja gebrochen.
Demokratie zum Anfassen
Was ist eine Fraktion? Wie lange dauert eine Session? Weshalb ist das Kollegialitätsprinzip wichtig? Die Antworten auf diese und viele andere Fragen zur Schweizer Politik büffeln Schülerinnen und Schüler aus allen Landesteilen für einmal nicht trocken im Klassenzimmer, sondern in einer Erlebniswoche in der Bundesstadt. (Quelle: DRS1, 17.2.11) Kommentar: Bei der Programmansage fiel folgender schöner Satz: „Ohne informierte Bürger keine Demokratie“. Und bei der Alkoholfrage soll dieser Satz nicht gelten? Wann hat das Radio DRS letzmals über die von der Fachwelt empfohlenen wirksamen Massnahmen zwecks Linderung der Alkoholnot informiert?
Die Aussenministerin hält die Bundesräte der Mitteparteien für Vertreter des Wirtschaftsverbands Economiesuisse und spricht von «Minderheitsregierung».
Mit überraschend scharfen Worten hat Micheline Calmy-Rey am SP-Parteitag ihre Bundesratskollegen attackiert. Grund dafür ist die Departementsverteilung, welche die Sozialdemokraten noch immer umtreibt. Sie sind empört, dass SP-Bundesrätin Simonetta Sommaruga gegen ihren Willen ins Justiz- und Polizeidepartement abgeschoben wurde.
Damit nicht genug: Calmy-Rey gab noch einen drauf und warf ihren Bundesratskollegen vor, der verlängerte Arm des Wirtschaftsverbands Economiesuisse zu sein. Wörtlich sagte sie: «Economiesuisse hat seine Vertreter im Bundesrat. (Quelle: Tages-Anzeiger, 1.11.10Kommentar: Das ist nicht erst seit der Departementsverteilung Tatsache. In der Alkoholfrage gibt Economiesuisse ebenso den Kurs an. Auch bei der bürgerlichen Parlamentsmehrheit. Und das komischerweise gegen ihre eigenen Interessen. Wann rebellieren die Aktionäre? (siehe auch die Reaktion der Angefeindeten; und unsern Online-Kommentar)Tages-Anzeiger, 2.11.10)
„Christlich ist nicht gleich konservativ“
Beim Wertekongress der Union haben die beiden großen Kirchen in Deutschland für eine auf dem christlichen Menschenbild basierende Politik geworben – und sind nach Ansicht von Prälat Karl Jüsten damit auf offene Ohren gestoßen. Im Interview mit domradio.de hebt der Leiter des katholischen Büros in Berlin besonders das Plädoyer eines CDU-Politikers hervor. Und betont die Bedeutung der Unterstützung der Politik. (Quelle: domradio.de, 27.9.10) unser Online-Kommentar: Jesus, auf den sich diese Politiker berufen, war ein von der Masse ungeliebter Sozialreformer, ja Revolutionär. Die C-Politiker haben das noch nicht begriffen, solange sie das grösste sozialmedizinische Problem, die Alkoholfrage, nicht wirklich angehen. Sie realisieren nicht, dass in diesem Zusammenhang die Menschenwürde ständig verletzt wird, dass in vielen Familien der Alkohol ein ständiges Problem darstellt und dabei Millionen von Kindern die Hölle durchleben und schlechte Lebenschancen haben. Alkohol spielt in Fragen der Armut, der Gewalt, der Entwicklungshilfe eine grosse tabuisierte Rolle und die C-Politiker tun praktisch nichts, dies zu ändern. Bei jeder Gelegenheit setzen sie noch ihre Popularität ein, um zusätzlich für den Alkoholkonsum zu werben.
Und wenn die EU Massnahmen zur Reduzierung der Alkoholschäden vorschlagen wird, werden es sicher wieder auch die C-Politiker sein, die sich widersetzen. Oder wenn die WHO eine globale Alkohol-Strategie vorschlägt, wird fröhlich mitunterzeichnet und dann das Papier klammheimlich in den Schubladen versenkt. Alles im Zeichen der christlichen Nächstenliebe. Und die Bevölkerung leidet weiterhin unter der verminderten Lebensqualität und zahlt ungefragt ein Leben lang horrende Summen an die alkoholbedingten Sozialkosten.
Leider halten sich die Kirchen ebenso vornehm zurück.
Eine Expertengruppe unter Führung des Bundes will in der Suchtpolitik neue Wege einschlagen. Sie propagiert Straffreiheit auch für harte Drogen. Damit löst sie harsche Kritik aus. (Quelle: Tages-Anzeiger, 2.8.10) mit unserem Online-Kommentar: Mir scheint dies ein riesiges Ablenkungsmanöver zu sein. Diese Diskussion wird die Behandlung der Alkoholfrage für Jahre zudecken. Genau zu dem Zeitpunkt als die WHO-Generalversammlung die Resolution zur globalen Alkohol-Strategie einstimmig verabschiedete und die Mitgliedstaaten, auch die Schweiz, auffordert, diese umzusetzen.
Dies forderte Bundesrat Ueli Maurer vor rund 950 Kader-Mitarbeitern seines Departementes am Ort der Schlacht von Laupen, 1339. Es brauche Mut, ausgetretene Pfade zu verlassen. (Quelle: NZZ, 19.1.10) Kommentar: Die dramatische Inszenierung à la Rütlirapport erinnert an Pfadfinderübung. Wenn Maurer und seine SVP auch in der Alkoholfrage so denken würden, wäre ein heutiger, wichtiger Feldzug im Inland zu gewinnen.
Die NZZ bespricht ein Buch zur Finanzkrise: Philippe Mastronardi/Mario von Cranach: Lernen aus der Krise.
Personelle Verflechtungen, Lobbying, Spenden und eine subtile Definitionsmacht. Über diese Kanäle steuert gemäss dem Politikwissenschafter Hanspeter Kriesi die Ökonomie die Politik. Sein Beitrag im oben erwähnten Buch. (Quelle: NZZ, 5.1.10) (nicht online) Kommentar: Seine Analysen decken sich mit den Erfahrungen in der Alkoholfrage.
Leserbrief zu „Gesundheitsprävention ist wie Impfen“ vom 2.10.09
Am Tag nach dem Artikel “Zu viel Prävention schadet” kommt eine Replik vom Präsidenten der Zürcher Lungenliga, Otto Brändli: “Gesundheitsprävention ist wie Impfen”. Darin weist er richtig auf die Unterschiede zwischen der Verhaltens- und der Verhältnisprävention hin. Er erwähnt, dass z.B. Steuern wirksam sind, die ein Produkt verteuern. Und bringt dies in Zusammenhang mit Stoffen, die Übergewicht nach sich ziehen. Dann schreibt er: “Weniger Sorgen macht mir der Alkohol, den die meisten im Griff haben, weil sich die Menschen unseres Kulturkreises über Jahrtausende daran adaptieren konnten”. So etwas liest man sonst nur bei der Alkohollobby. Offenbar ist da bereits ein Verteilungskampf ausgebrochen. Die Antirauch-Kreise haben doch inzwischen ihre Ziele mehr oder weniger erreicht. Warum wollen sie jetzt verhindern, dass in der Alkoholfrage, die von der WHO in ihrer Schädlichkeit als praktisch gleichbedeutend gewichtet wird, aber eine wesentlich stärkere soziale Komponente aufweist, endlich auch Verbesserungen erzielt werden? Der Tag mit dem Krankenkassen-Prämien-Schock wäre doch der geeignete Zeitpunkt, darüber nachzudenken und zu handeln.
Freundliche Grüsse
Hermann T. Meyer
(nicht veröffentlicht)