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Alkoholpolitik und Volksgesundheit

Leserbrief zu „Unfassbar traurig“ (Mädchen starb bei Raserunfall)

Samstag 7. April 2012 von htm

28.03.2012

Redaktion
Tages-Anzeiger
Leserforum
Zürich

Per e-mail

Leserbrief zu „Unfassbar traurig“ vom 28.3.12

Und wieder ist eine 16-Jährige in einem Raserunfall gestorben. Man ist „unfassbar traurig“, es sei „in erster Linie ein grosses Drama“. Peter Aeschlimann kann das nachfühlen, er schildert ein ähnliches Erlebnis ohne schwere Folgen aus seiner Jugendzeit.

Das Risiko, dass es schlimm ausgehen kann, mache das Leben aus, schreibt er. Ich halte das für Russisches Roulette. Unsere Gesellschaft hat sich damit abgefunden, dass solche Ereignisse in regelmässigen Abständen zu verkraften sind. Ich denke dabei z.B. an den Unfall während der Europameisterschaft im Fussball in der Nähe von Effretikon. Oder kürzlich den tragischen Tod von Whitney Houston.

Auch in meiner Jugend haben wir viele Nächte durchgetanzt. Mit Traubensaft haben wir uns fit gehalten. Am Morgen fuhren wir mit dem ÖV oder per Velo nach Hause. Einmal war ich so blank, dass ich zu Fuss von der Innenstadt nach Zürich-Affoltern marschieren musste. Heute gehört Alkohol und der „brummende Schädel“ am nächsten Morgen dazu und oft eine Alkoholfahrt mit gelegentlich tödlichem Ausgang, mit Tränen und einem lebenslangen Trauma der überlebenden Mitbeteiligten.

Dies ist ein Teil des Preises, den unsere Gesellschaft bereit ist zu zahlen, damit die Alkoholindustrie und die Werbebranche weitgehend unbehelligt ihre Mär vom Genuss ohne Reue verbreiten kann und die Mehrheit der Bevölkerung diesen Genuss auch gedankenlos sucht und pflegt. Und nicht merkt, dass sie dafür eine Mitverantwortung an viel Leid und riesigen Sozialkosten trägt. (Global sterben 6.2% der Männer an Alkohol, in der Altersgruppe der 15-29-Jährigen sind es 9% der Todesfälle dieser Gruppe) Whitney Houston, diese Mädchen bei Effretikon, wie diese 16-Jährige aus der Region Horgen haben dafür mit ihrem Leben bezahlt. Ob Alkohol mitgespielt hat, wurde weder im Fall Effretikon noch im jüngsten Fall mitgeteilt. Mitgefühl, eventuelle Versicherungsleistungen mögen mitspielen. Möglicherweise auch die Hoffnung, man könne unbequemen politischen Forderungen zur Alkoholprävention vorbeugen. Dabei wäre dies absolut nicht nötig. Die Alkoholindustrie hat uns ja ohnehin völlig im Griff.

Freundliche Grüsse

Hermann T. Meyer
(nicht veröffentlicht)

Kategorie: Alkoholfreies, Alkoholindustrie, Allgemein, Feste und Feiern, Gewalt/Kriminalität, Jugend, Konsumhaltung, Leserbriefe, Medien, Schweiz, Sozialkosten, Statistik, Verhältnis-Präv., Verkehr, Werbung | Keine Kommentare »

D: Über Politik und Alkohol spricht man nicht

Montag 22. November 2010 von htm

Im Glashaus: Über Politik und Alkohol spricht man nicht – außer, es lässt sich gar nicht mehr vermeiden. Die Alkoholfahrt des hannoverschen CDU-Chefs Dirk Toepffer.
Zwischen Vorsicht und Volksnähe ist es für viele Politiker ein schmaler Grat. Deshalb hält man den Umgang mit Alkohol aus allen Debatten heraus – „Kodex“.
Ja, sagen die Gesprächspartner aus Kommunal- und Landespolitik, man könne wohl über Politik und Alkohol reden und auch ein bisschen über den Anlass der Anfrage, die Alkoholfahrt des hannoverschen CDU-Chefs Dirk Toepffer. Aber nur ohne Namensnennung. Dafür sei die Sache zu knifflig. Weil man eigentlich nur Falsches sagen könne. (Quelle: Google Alkohol News, 21.11.10) haz.de, 20.11.10 unser Online-Kommentar: Vorbildfunktion, Glaubwürdigkeit, Verantwortungsbewusstsein, das sind alles Stichwörter in diesem Zusammenhang. Aber ein Problem wurde nicht angesprochen: Wie kann ein solcher Spitzenpolitiker eine wirkungsvolle Alkohol-Präventionspolitik unterstützen, (die dringend nötig wäre) wenn er derart an Alkohol gewöhnt ist und das als normal empfindet? Und erst recht bedenklich: Es sind wahrscheinlich die meisten so, sonst sähe es anders aus in der Alkoholfrage. Und dann kommt noch der Druck der Alkoholindustrie dazu.

Kategorie: Alkoholindustrie, Allgemein, Geschichten, Internationales, Konsumhaltung, Politik, Prominenz, Verhältnis-Präv., Verkehr | Keine Kommentare »

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