Sonntag 19. Juni 2011 von htm
5.6.2011
Redaktion Sonntagsblick
8008 Zürich
per E-Mail
Sehr geehrte Redaktion,
Gerne unterbreite ich Ihnen den nachfolgenden Leserbrief.
Freundliche Grüsse
Hermann T. Meyer
Leserbrief zu „Zwangsabgabe auf jedes Bier“ vom 5.6.11
Eine Lenkungsabgabe auf allen Alkoholika ist sehr sinnvoll. Wissenschaftlich erwiesen und auch bei uns eine Erfahrungstatsache: Alcopopsteuer 2005 brachte einen Konsumrückgang auf diesen Getränken von ca 75%. Weil es keine generelle Steuererhöhung auf allen alkoholischen Getränken gab, wurde leider stark auf andere, auch selbst gemischte harte Sachen, ausgewichen. Auf der andern Seite führte die starke Reduktion der Schnapssteuer zu einem Konsumanstieg.
Um einer generellen Alkoholsteuer politische Akzeptanz zu verschaffen, sollte sie als Lenkungsabgabe geplant werden. D.h. der Ertrag müsste der Prävention dienen, auch kulturelle und sportliche Breitenförderung sind Prävention. Auf www.alkoholpolitik.ch ist eine Projekt-Idee beschrieben, die einen vielleicht gangbaren Weg aufzeigt. Dann müssten Staat, Präventionsfachleute und Medien der Bevölkerung klarmachen, dass es mit einer Alkoholsteuer nur gewinnen kann.
Bisher hält uns die Alkoholindustrie in Geiselhaft. Wir bezahlen ein Leben lang ungefragt die von ihr verursachten immensen Sozialkosten, gegen 500 Franken pro Kopf und Jahr – egal mit wieviel Konsum. Mit den Steuern könnte diese Last stark reduziert werden. Ist die Steuer hoch genug, wird auch ein Konsum- und damit ein Schadensrückgang eintreten, der wiederum die Sozialkosten senken hilft. Eine massive Unterstützung von Kultur und Jugendsport würde diese Entwicklung weiter fördern.
Die Preise für Alkoholika sind im Laufe der Jahrzehnte, gemessen an der Kaufkraft, immer billiger geworden. Dazu werden immer wieder mit Billigaktionen zusätzliche Konsumanreize geboten und die Werbung heizt die Konsumfreudigkeit weiter an. Die Alkoholindustrie entwickelt laufend neue trendige Getränke, die vor allem Jugendliche zu immer früherem Einstieg verleiten und mit ihrem gesüssten Geschmack sogar die Mädchen ansprechen. Bei Saufgelagen übertrumpfen die Mädchen teilweise sogar die Burschen. Dass diese häufige Suche nach dem Rauscherlebnis für unsere Gesellschaft ein bedrohliches Ausmann angenommen hat, sollte jedermann, vor allem die Politiker mit ihrem Auftrag, sich für unser Wohl einzusetzen, stark beschäftigen und veranlassen, nach Auswegen zu suchen und diese zu unterstützen.
(nicht veröffentlicht)
Kategorie: Alcopops (de), Alkoholindustrie, Alkoholsteuern, Allgemein, Gesundheit, Jugend, Kinder, Leserbriefe, Neues Alkoholgesetz (CH), Politik, Prominenz, Schweiz, Sozialkosten, Verbraucherschutz, Verhältnis-Präv., Veröffentlichungen, Verschiedene, Werbung |
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Donnerstag 27. August 2009 von htm
Nicht die Jugend hat ein Alkoholproblem – unsere Gesellschaft hat eins. Das Problem ist die schizophrene Einstellung zu Alkohol. Einerseits wird vor den negativen Folgen des Konsums gewarnt. Dementsprechend gibt es auch ein Verkaufsverbot von Schnaps an Jugendliche und eine Alcopopsteuer. Auf der anderen Seite ist Alkohol weit verbreitet: Das abendliche Bier vor dem Fernseher gehört bei vielen Erwachsenen einfach mit dazu. Genauso selbstverständlich ist es, dass Brauereien als Sponsoren für Fußballspiele auftreten. Alkohol ist also – und zwar mit dem Image eines Genussmittels – fest in unserer Kultur verankert. (Quelle: Google Alkohol Alert, 26.8.09) taz.de, 25.8.09 Kommentar: Der Schluss verbreitet wieder wie so oft Unsicherheit und Hoffnungslosigkeit, was der Alkoholindustrie nur gefallen kann.
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Donnerstag 20. August 2009 von htm
Online-Kommentar zu „Alkohol-Kollateralschaden“ in der „Weltwoche“ Nr. 33/09 am 12.8.09:
„Die neusten Zahlen belegen es: Der Alkoholkonsum hat in der Schweiz das Ausmass einer Epidemie angenommen. Mittlerweile werden ein Viertel der jährlichen Gesundheitskosten durch die Volksdroge Nummer eins verschuldet. Präventionsprogramme nützen nichts.“ Von Peter Holenstein Online-Kommentar: Das erste Mal, dass eine namhafte Zeitung das Thema Alkohol und Gesundheitskosten gross thematisiert. Wenn sie schreibt, Prävention habe nichts genützt, stimmt das natürlich nur insofern, als dass die bisherige Art von Prävention meistens nichts genützt hat, nicht nützen konnte, weil es sich vor allem um Verhaltens- statt um Verhältnis-Prävention handelte. Oder wenn Verhältnis-Prävention, z.B. die Alcopopsteuer, dann ohne flankierende Massnahmen, die ein Ausweichen verhindert hätten. Um nicht wie üblich die Haltung aufkommen zu lassen, man kann ja doch nichts machen, sollte die Weltwoche jetzt laut die richtigen Verhältnis-Präventions-Massnahmen fordern, die den Konsum entscheidend herunterbringen.
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Donnerstag 13. August 2009 von htm
Leserbrief zu „Junge Schweizer trinken doppelt so viel Wodka wie früher“ im Tages-Anzeiger vom 8.8.09) (veröffentlicht am 13.8.09 mit einigen Aenderungen und Streichungen.)
Keine nachhaltige Alkoholpolitik (Titel von der Redaktion gesetzt)
Der Wodka-Konsum habe sich von 2002 bis 2008 in der Schweiz verdoppelt, die jährliche Zuwachsrate liege im zweistelligen Bereich, jubeln die Importeure. Die Zürcher CVP-Nationalrätin Kathy Riklin nimmt an, dies sei auf die Alcopopsteuer zurückzuführen, die Jungen seien auf Wodka ausgewichen und mixten ihre Drinks nun billiger selber. Eine Verteuerung von Wodka sei keine Lösung, dann würde einfach ein anderer billiger Fusel zum Mischen verwendet.
Tatsache ist, dass das Parlament bereits 1999 entgegen der Warnungen der Suchtfachleute die Steuern auf Spirituosen auf lächerliche 29 Fr. gesenkt und damit einen massiven Konsumanstieg bewirkt hat. Das gleiche Parlament hat nach langem Zögern die Alcopopsteuern beschlossen, ohne an flankierende Massnahmen zu denken, die ein Ausweichen auf andere Spirituosen oder Biermischgetränke verhindert hätten. (Z.B. eine allgemeine Alkoholsteuer, oder eine spürbare Steuer auf Bier und Spirituosen) Auch Mindestpreise waren kein Thema. Frau Riklin war damals ebenfalls im Nationalrat und Exponenten ihrer Partei, die sich verbal immer für Familienpolitik stark macht, sind bei Alkoholfragen oft bei der Alkohollobby anzutreffen. Der Nationalrat hätte in der Herbstsession bei der Behandlung der TV-Reklame im Zusammenhang mit dem Media-Abkommen wieder einmal Gelegenheit zu zeigen, dass er lernfähig ist.
Alkoholgesetze werden normalerweise erlassen, wenn sie die Jugend betreffen, die Erwachsenen wollen sich nicht in die Verantwortung nehmen lassen. Einmal beschlossene Alkohol-Gesetze werden auf lange Frist nicht verbessert, weil befürchtet werden muss, dabei könnten auch die wertvollen Bestandteile noch verloren gehen.
Der Hauptfehler aber ist, dass wir in der Schweiz keine nachhaltige Alkoholpolitik kennen, weil das Parlament im Zweifelsfall „politisch“ entscheidet, d.h. den Alkohol-Wirtschaftsinteressen den Vorzug gibt. Dazu haben wir einen Gesundheitsminister, der von sich selber sagt, er trinke manchmal übermässig Wein. (Zitat Coopzeitung, 16.6.09) Von ihm ist keine einsichtige, intelligente Alkoholpolitik zu erwarten. Man kann nur auf einen besseren Nachfolger hoffen.
Freundliche Grüsse
Hermann T. Meyer
Kategorie: Alcopops (de), Alkoholindustrie, Alkoholsteuern, Allgemein, Jugend, Politik, Schweiz, Verhältnis-Präv., Verschiedene |
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